Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat die Rettungsmassnahmen von Hilfsorganisationen vor Libyen kritisiert. Zwar habe jeder auf See die Pflicht, Menschen in Not zu retten, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der Zeitung «Welt» vom Montag.
Doch die Geschäfte krimineller Netzwerke und Schlepper in Libyen sollten nicht noch dadurch unterstützt werden, dass die Migranten immer näher an der libyschen Küste von europäischen Schiffen aufgenommen würden. Das führe dazu, dass Schlepper noch mehr Migranten auf die seeuntüchtigen Boote zwängen.
«Zuletzt wurden 40 Prozent aller Aktionen durch Nichtregierungsorganisationen durchgeführt», sagte Leggeri. «Das führt auch dazu, dass es für die europäischen Sicherheitsbehörden schwerer wird, über Interviews der Migranten mehr über die Schleppernetzwerke herauszufinden und polizeiliche Ermittlungen zu starten.»
Leggeri rechnet damit, dass die Zahl der Migranten, die über Libyen kommen, in diesem Jahr erneut ansteigt. Seit Jahresbeginn hätten trotz schlechten Wetters bereits mehr als 4500 Migranten die Überfahrt nach Italien gewagt. «Hunderttausende Migranten leben derzeit in Libyen», sagte Leggeri. «Aus Westafrika reisen zudem weiterhin viele in die libyschen Küstenorte.»