Das EU-Parlament hat die Türkei aufgefordert, die Verfolgung von Armeniern im Osmanischen Reich vor hundert Jahren als «Völkermord» anzuerkennen.
Die Abgeordneten der EU-Vertretung stimmten am Mittwochabend mit breiter Mehrheit für eine entsprechende Resolution. Die Anerkennung der Ereignisse als «Völkermord» solle den Weg für eine «aufrichtige Aussöhnung zwischen dem türkischen und armenischen Volk» bereiten, heisst es in der Resolution.
Die EU-Parlamentarier unterstützten in gleichfalls verabschiedeten Ergänzungen die jüngsten Äusserungen von Papst Franziskus, der die Armenier als Opfer des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts bezeichnet und die Türkei damit zutiefst verärgert hatte.
Armenien zufolge war der Tod von bis zu 1,5 Millionen Landsleuten während des Ersten Weltkriegs Ergebnis einer gezielten Vernichtungskampagne des Osmanischen Reiches.
Das EU-Beitrittsland Türkei bestreitet, dass es sich um einen Völkermord handelte und spricht von einigen hunderttausend Toten durch Kämpfe und Hungersnöte während des Krieges. Das EU-Parlament bezeichnet die Ereignisse schon seit 1987 offiziell als «Völkermord».
Erdogan nicht beeindruckt
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Bedeutung der Parlamentsresolution schon im Vorfeld als gering eingeschätzt. «Das geht bei uns an einem Ohr rein und am anderen wieder raus», sagte Erdogan am Mittwoch vor Journalisten in Ankara. Die Türkei habe «keine solche Sünde, kein solches Verbrechen» begangen.“
Es könne «keine Verleugnung der historischen Wirklichkeit» geben, sagte die Vize-Präsidentin der EU-Kommission, Kristalina Georgieva. Sie räumte aber ein, dass es unter den Mitgliedstaaten unterschiedliche Haltung zu der Frage gebe, ob bei den Armeniern von «Völkermord» gesprochen werden solle.
In ihrer Resolution schlugen die EU-Parlamentarier auch vor, einen internationalen Gedenktag für Völkermorde einzuführen. Damit solle «das Recht aller Völker und Nationen in der Welt auf Frieden und Würde» in Erinnerung gerufen werden.