Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, ist am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet worden. Der 59-Jährige warb in seiner Dankesrede eindringlich für die Europäische Union.
«Wer Hand an dieses Projekt legt, versündigt sich an der Zukunft der nachfolgenden Generationen», sagte Schulz bei der Verleihung im Aachener Rathaus. Seine Generation habe Sorge dafür zu tragen, «dass wir dieses grossartige Haus unseren Kindern nicht als Ruine Europas hinterlassen».
Um die europäische Einigung zu sichern, «müssen wir das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen, Europa endlich verstehbar machen, Europa ein vertrautes Gesicht geben», forderte der Parlamentspräsident.
Schulz richtete zugleich einen Appell an die Regierungschefs der EU-Staaten: «Hört auf damit, alle Misserfolge und ungelösten Probleme Brüssel in die Schuhe zu schieben, die Erfolge aber auf die eigene nationale Fahne zu schreiben». Das trage zur Entfremdung der Menschen von der EU bei.
Die EU nicht schlecht reden
Schulz forderte, damit aufzuhören, «die Europäische Union schlecht zu reden». «Wir haben gemeinsam so viel erreicht – gerade wir Deutschen sollten uns das vergegenwärtigen», mahnte der SPD-Politiker.
Feinde seien zu Freunden geworden, Diktaturen zu Demokratien, Grenzen seien geöffnet worden, der grösste und reichste Binnenmarkt der Welt geschaffen worden. «Wir haben Menschenrechte und Pressefreiheit, aber keine Todesstrafe oder Kinderarbeit. Warum sind darauf nicht stolz?»
Der Parlamentspräsident mahnte, die EU zu erneuern. Das europäische Haus sei ein wenig in die Jahre gekommen. «Lasst es uns erneuern, damit es in seinem Glanz erstrahlt», forderte Schulz.
Europa muss zusammenrücken
Mit der Auszeichnung sollten die Verdienste des 59-jährigen Schulz um die Stärkung des EU-Parlaments gewürdigt werden. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nannte ihn «einen Kämpfer für die Idee der europäischen Demokratie».
Bei der Preisverleihung im Aachener Rathaus traten nebst Gauck auch Frankreichs Staatspräsident François Hollande und der jordanische König Abdullah II. als Redner auf.
Gauck und Hollande forderten die Europäer auf, angesichts neuer Gefahren von innen und aussen enger zusammenzurücken. Die beiden Staatschefs warnten vor einer Rückkehr des Nationalismus in Europa.
Hollande verwies auf die Gefahren wie den islamischen Terrorismus, der die EU-Staaten von innen und aussen bedrohe. Man müsse verhindern, dass Nationalisten die Ängste der Menschen für ihre Zwecke nutzten, forderte er.
In fast allen EU-Staaten gebe es populistische Tendenzen von links und rechts, warnte auch Gauck. Dabei müssten die Europäer gerade jetzt ihre fundamentalen Werte verteidigen und zusammenrücken, sagte Gauck in Bezug auf terroristische Bedrohungen und die Kriege in der Ukraine oder Libyen.
Auch Sommaruga unter den Gästen
Aus der Schweiz nahm auf Einladung des Preisträgers Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an den Feierlichkeiten teil. Sie habe Schulz Glückwünsche überbracht und dabei betont, wie wichtig ein stabiles und friedliches Europa für die Schweiz sei, heisst es in einer Mitteilung des Eidg. Justiz- und Polizeidepartements.