Der Euro verliert weiter an Wert. Zum Dollar fiel er am Montag auf den tiefsten Stand seit März 2006. Grund sind Spekulationen über einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion und über anstehende Käufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Zwischenzeitlich kostete ein Euro am Montagmorgen im fernöstlichen Handel noch 1,1861 Dollar. Danach erholte sich die Gemeinschaftswährung auf 1,1926 Dollar, was aber immer noch 0,6 Prozent weniger ist als im späten New Yorker Handel am Freitag.
Mit dem Rückgang setzte der Euro die Talfahrt der vergangenen Monate fort. Im Mai des vergangenen Jahres hatte die Gemeinschaftswährung noch fast 1,40 Dollar gekostet, verlor dann aber kontinuierlich an Wert. Vom bisherigen Tiefststand von 0,825 Dollar im Oktober 2000 ist der Euro aber noch sehr weit entfernt.
Kommt es zum «Grexit»?
Händler begründeten den aktuellen Kursverlust vorab mit der Lage in Griechenland. Drei Wochen vor den dortigen Neuwahlen ist die Debatte über einen Austritt des Krisenlandes aus der Eurozone – der so genannten «Grexit» – wieder voll entbrannt.
Auslöser ist ein Bericht des deutschen Magazins «Spiegel», gemäss dem die deutsche Regierung ein Ausscheiden des hoch verschuldeten Landes aus der Währungsgemeinschaft inzwischen für verkraftbar hält. Der französische Präsident François Hollande sagte am Montagmorgen in einem Interview mit Radio France Inter, ein Verbleib Griechenlands in der Eurozone liege in der Hand des Landes.
Der Chef der griechischen Syriza-Partei, Alexis Tsipras, hat gedroht, im Falle eines Wahlsieges Zins- und Schuldenzahlungen seines Landes einzustellen sowie den Spar- und Reformkurs zu beenden.
Auch die Geldpolitik der EZB spielt eine Rolle für die Euroschwäche. Die Europäische Zentralbank hatte im Sommer als erste grosse Notenbank der Welt «Strafzinsen» für Einlagen von Banken eingeführt. Das heisst, dass die europäischen Geldhäuser für bei der Zentralbank geparktes Geld Zinsen zahlen müssen, anstatt wie sonst üblich welche zu bekommen.
SNB bleibt gefordert
Im Dezember zog die Schweizerische Nationalbank (SNB) nach und beschloss ebenfalls solche Negativzinsen. Damit wollen die Schweizer Währungshüter eine zu starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro verhindern und die Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken verteidigen.
Trotz der Ankündigung löste sich der Euro seither nur leicht vom Mindestkurs. Am Montagmorgen notierte er bei 1,2016 Franken. Vor der Ankündigung von Negativzinsen kurz vor Weihnachten hatte die SNB erstmals seit September 2012 wieder am Devisenmarkt interveniert.
Die Giroguthaben schnellten in der Weihnachtswoche um fast 11 Mrd. Fr. in die Höhe. Die Entwicklung dieser Bankeinlagen bei der SNB gilt als Indiz dafür, ob und wie stark die SNB Devisen kauft, um den Euro-Mindestkurs zu verteidigen. In der vergangenen Woche nahmen die Giroguthaben erwartungsgemäss nicht mehr so stark zu, nämlich um 0,8 Milliarden auf 327,7 Mrd. Franken.
Dollar über Franken-Parität
Während der Euro zum Dollar schwächelt und zum Franken am SNB-Mindestkurs klebt, legt umgekehrt die US-Währung gegenüber dem Franken zu: Am Montag notierte der Dollar mit 1,005 Fr. weiterhin über dem Gleichstand zur Schweizer Währung. Der Dollar hatte die Parität am Freitag erstmals seit November 2010 überschritten.
Diese Tendenzen könnten sich fortsetzen, denn die EZB erwägt eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik, während die US-Notenbank Fed auf eine Zinserhöhung zusteuert. In einem «Handelsblatt»-Interview vom Freitag hatte EZB-Chef Mario Draghi gesagt, das Risiko, dass die EZB ihr Mandat der Preisstabilität nicht erfüllen könne, sei höher als vor sechs Monaten.
Die Vorbereitungen für «gegebenenfalls notwendige zusätzliche Massnahmen» liefen. Der Markt habe diese Äusserungen dahingehend gedeutet, dass Draghi zum Kauf von Staatsanleihen im grossen Stil bereit sei, erklärten Händler.