Trotz ihrer klangvollen Namen sind die amerikanischen Golfprofis im Ryder-Cup-Match von Freitag bis Sonntag gegen die Europäer im schottischen Gleneagles nur die Aussenseiter.
Der Kontinentalwettkampf um den Ryder Cup, die vom englischen Samenhändler Samuel Ryder gestiftete Trophäe, hat eine zweigeteilte Geschichte hinter sich. Von 1927 bis 1977 war «Europa» an diesem prestigeträchtigen, alle zwei Jahre stattfindenden Wettkampf jeweils nur durch eine Mannschaft aus Grossbritannien und Irland vertreten. In jener Zeit entschieden die Amerikaner 19 von 22 Duellen für sich. Ab 1979 trat jeweils eine gesamteuropäische Mannschaft an. Seither siegten die Europäer 10 von 17 Mal – und sogar 7 Mal in den letzten 9 Austragungen.
Im 12-Mann-Team der Amerikaner fehlt der verletzte und rekonvaleszente Tiger Woods. Ob die Absenz des Superstars wirklich eine Schwächung ist, darf indessen bezweifelt werden. Woods‘ persönliche Ryder-Cup-Bilanz ist negativ (13 Siege, 17 Niederlagen). Auch sein amerikanischer Rivale Phil Mickelson, der in diesem Jahr wieder eine Säule im US-Team sein soll, hat bislang im Ryder Cup vergleichsweise viel schlechter abgeschnitten als an den Einzelturnieren. Seine Bilanz steht bei 14 Siegen und 18 Niederlagen.
Der amerikanische Teamcaptain Tom Watson will es besser machen als seine Vorgänger Corey Pavin (2010) und Davis Love (2012), die je eine knappe Niederlage von 13,5:14,5 Punkten haben hinnehmen müssen. In Woods‘ Abwesenheit ist der mittlerweile 65-jährige Watson mit seinen acht Major-Turnier-Siegen die grösste Figur am diesjährigen Ryder Cup.
Im gut durchmischten US-Team stehen neben Routiniers wie Mickelson und Jim Furyk die drei schlagkräftigen Neulinge Patrick Reed, Jordan Spieth und Jimmy Walker. Auf europäischer Seite sind der Waliser Jamie Donaldson, der Franzose Victor Dubuisson und der von Teamcaptain Paul McGinley aus Irland mit einer Wildcard berücksichtigte Schotte Stephen Gallacher erstmals dabei.
Der erfahrene Engländer Lee Westwood (41) spielt den 9. Ryder Cup seiner Karriere. Der Sieger des Omega European Masters 1999, dem nur noch der Titel an einem Major-Turnier fehlt, ist nach dem Trainings-Zusammenzug voll des Lobes über seine Mitspieler. «Ich habe schon in einigen sehr starken Teams mitgespielt, aber dieses Team hier ist in meiner Beurteilung ganz oben.» Westwood weist darauf hin, dass die Europäer in diesem Jahr drei der vier Major-Turniere – zwei durch Rory McIlroy, eines durch Martin Kaymer – sowie ebenfalls die Mehrzahl der Turniere der zweithöchsten Serie (World Golf Championship) gewannen. «Das zeigt, dass wir viele sehr gute Weltklassespieler haben.»
Der Weltstar Rory McIlroy, mittlerweile vierfacher Sieger von Turnieren auf Grand-Slam-Stufe, ist das Aushängeschild im europäischen Team. Den besten Leistungsausweis bringt jedoch ein etwas weniger bekannter Spieler mit: Ian Poulter. In bislang vier Ryder-Cup-Teilnahmen brachte es der 38-jährige Engländer auf eine geradezu sensationell gute Bilanz. Er holte aus 15 Partien (Doppel und Einzel) 12 Siege heraus und stellte damit auch alle anwesenden Amerikaner deutlich in den Schatten.
Die Europäer können heuer auf einen äusserst prominenten Fan und Supporter zählen. Manchester Uniteds Ex-Coach Sir Alex Ferguson, als Schotte dem Golf sehr verbunden, soll ihnen eine zusätzliche Portion Motivation vermitteln.
Auf dem im Süden Schottlands gelegenen Binnenkurs Gleneagles findet alljährlich im Juli – unmittelbar vor dem British Open – das Scottish Open statt. Der Ryder Cup gastiert in dieser Woche erstmals in Gleneagles. In dem beim Städtchen Auchterarder gelegenen Gleneagles-Hotel wurde 2005 der G8-Gipfel abgehalten.