Nach einer jahrelangen Absatzkrise robbt sich der europäische Automarkt langsam wieder näher an China und die USA heran. Im Juni wuchs der Autoabsatz prozentual so stark wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren.
Dies sagte ein Sprecher des Verband der Automobilindustrie (VDA) am Donnerstag. Die Zahl der Neuzulassungen legte neben den grössten Märkten Deutschland und Frankreich auch in wichtigen südeuropäischen Ländern wie Italien und Spanien wieder kräftig zu. Der VDA-Sprecher warnte aber vor zu viel Optimismus. Insgesamt sei man bei den Neuzulassungen noch immer unter dem Niveau von 2007.
Der Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge war der Hauptgrund für das kräftige Wachstum ausserdem ein günstig geschnittenes Kalenderjahr. In der Hälfte der EU-Staaten habe es im Juni zwei, in der anderen Hälfte einen Verkaufstag mehr gegeben als im Vorjahr.
Ohne diesen Effekt wäre das Wachstum schwächer ausgefallen, schreiben die Experten. Dennoch bleibe der Markt auf Wachstumskurs. «Niedrige Zinsen, Rabatte, eine sinkende Arbeitslosigkeit und eine steigende Konsumbereitschaft treiben die Erholung an», heisst es in der Studie.
Kräftiges Verkaufsplus
Im Jahresvergleich kletterte die Zahl der Neuzulassungen nach Zahlen des Branchenverbandes Acea in der Europäischen Union im Juni um 14,6 Prozent auf 1,36 Millionen. Deutschland lag dabei leicht unter dem Schnitt. In den USA stiegen die Neuzulassungen lediglich um 3,9 Prozent auf 1,47 Millionen.
In China schwächelt der Absatz: Hier kamen 1,42 Millionen Autos und damit 1,8 Prozent weniger auf die Strasse. Im gesamten ersten Halbjahr war China mit 9,5 Millionen Neuzulassungen noch immer der grösste Markt weltweit. Die USA lagen rund eine Million Autos dahinter, die EU wiederum mehr als eine Million hinter den Vereinigten Staaten.
Unter den deutschen Herstellern konnte vor allem Daimler im Juni deutlich mehr Autos losschlagen. Volkswagen und BMW lagen mit ihren Zuwachsraten etwas dahinter, aber dennoch über dem Schnitt der Konkurrenz.