Fünfeinhalb Jahre nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers stehen die grossen US-Banken einer Studie zufolge deutlich besser da als europäische Geldinstitute. Im vergangenen Jahr fuhren sie wesentlich höhere Gewinne ein als die Konkurrenz in Europa.
Das berichtete das Beratungsunternehmen EY (früher Ernst & Young) am Dienstag in Frankfurt. Europas Banken litten weiterhin unter der schwachen konjunkturellen Situation, erklärte EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier in einer Mitteilung. «Auch die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise mit ihren erheblichen Abwertungen machen den Banken immer noch zu schaffen.»
Dagegen hätten die US-Banken die Belastungen der Finanzkrise «schneller und konsequenter» überwunden. Zudem profitierten sie von der im Vergleich zu Europa deutlich stärkeren US-Wirtschaft und der Erholung auf dem dortigen Immobilienmarkt.
US-Banken verdienen achtmal mehr
Der Nettogewinn der zehn grössten US-Banken lag demnach mit umgerechnet 157 Mrd. Euro fast achtmal so hoch wie der Nettogewinn der europäischen Top-Banken (20 Mrd. Euro). Vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 hatten die Werte noch auf einem ähnlichen Niveau gelegen.
Die US-Banken seien heute weitgehend frei von Altlasten und somit handlungsfähiger, erklärte Müller-Tronnier. Allerdings legten die europäischen Banken im Vergleich zum Vorjahr stärker zu: Während der Nettogewinn der US-Geldinstitute um 116 Prozent stieg, schafften die europäischen Geldhäuser ein Plus von 150 Prozent.
Müller-Tonnier erwartet jedoch, dass die Institute angesichts des Stresstests der Europäischen Zentralbank (EZB) auch im laufenden Jahr vorsichtiger agieren werden. Die EZB durchleuchtet derzeit die Bilanzen der grössten Banken im Euroraum, im Sommer folgt ein Stresstest.