Nach Stunden des Wartens in eisiger Kälte ist die Evakuierung Ost-Aleppos am Mittwoch weitergegangen. Dutzende Busse mit Zivilisten und Rebellen an Bord verliessen die letzten Gebiete der Aufständischen in der über Jahre umkämpften nordsyrischen Grossstadt.
Dies meldeten die syrischen Staatsmedien. Im Gegenzug verliessen vier Busse und zwei Krankenwagen die von Rebellen belagerten Schiitenorte Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens.
An Bord seien Kranke und Verletzte aus den der Regierung nahestehenden Dörfern in der Provinz Idlib, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Sana mit. Zuvor war der Abtransport nach der Wiederaufnahme vom Sonntagabend erneut ins Stocken geraden.
Es könnte sich um die letzten Transporte bis zur vollständigen Evakuierung der Rebellengebiete Ost-Aleppos handeln. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte am Dienstag berichtet, dass noch 2000 bis 3000 Menschen auf den Transport warteten. Wie lange der Einsatz dauern wird, blieb zunächst unklar.
Umstrittene Zahl der Evakuierten
Seit Beginn der Evakuierung verliessen nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) etwa 25’000 Menschen die letzten Rebellengebiete in Aleppo.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte eine niedrigere Zahl der Menschen angegeben. Demnach wurden rund 16’000 Menschen in das von Rebellen kontrollierte Umland südwestlich der Stadt gebracht. 2000 bis 3000 Menschen warteten noch auf den Transport, darunter auch Kämpfer.
Die Vertriebenen sind bislang in anderen von Rebellen kontrollierten Gebieten in den Provinzen Aleppo und Idlib untergekommen.
UNO fördert Hilfsorganisationen
Der UNO-Sicherheitsrat erleichterte unterdessen Hilfsorganisationen in Syrien die Arbeit für zwölf weitere Monate. Er beschloss dazu am Mittwoch in New York einstimmig die Verlängerung einer entsprechenden Resolution.
Die ursprüngliche Fassung dieses Abkommens war im Juli 2014 verabschiedet worden und erlaubte es Hilfsorganisationen, vier neue Grenzübergänge und weitere Routen innerhalb des Landes zu nutzen. In der Verlängerungsresolution vom Mittwoch beklagt der Rat aber die weiterhin gefährliche Lage für Helfer vor Ort und fordert eine politische Lösung des seit Jahren andauernden Konflikts.
Türkische Soldaten in Nordsyrien getötet
Bei drei Autobombenanschlägen und Kämpfen im Norden Syriens wurden am Mittwoch insgesamt 14 türkische Soldaten getötet. 33 weitere seien verletzt worden, teilte die türkische Armee am Abend laut Medienberichten mit. Bei den Gefechten zur Einnahme der Stadt Al-Bab an der Grenze zur Türkei seien 138 Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden, teilte die Armee weiter mit.
Der Mittwoch war der Tag mit der höchsten Opferzahl auf türkischer Seite seit August. Die Türkei führt seit Ende August zusammen mit syrischen Rebellen eine Offensive gegen den IS in Nordsyrien.
Die von Ankara unterstützten Kämpfer eroberten seitdem Dscharablus, Al-Rai und vor allem Dabik von den sunnitischen Fanatikern des so genannten Islamischen Staates (IS) zurück. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt Al-Bab dauert seit Wochen an.