Der frühere deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher hat am Mittwoch seinen 85. Geburtstag gefeiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte ihn als „Glücksfall für uns Deutsche“.
„Dass Deutschland seine Einheit friedlich und in vollem Einvernehmen mit seinen Partnern in Ost und West wiedererlangen konnte, verdanken wir auch Hans-Dietrich Genschers kluger und unermüdlicher Diplomatie“, schreibt die Kanzlerin in einem von der „Bild“-Zeitung veröffentlichten Glückwunsch.
„Seine Worte auf dem Balkon der Prager Botschaft sind in unser nationales Gedächtnis eingegangen“, betont Merkel. In Prag hatte Genscher im September 1989 auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft mehreren tausend DDR-Bürgern, die sich dorthin geflüchtet hatten, die Erlaubnis zur Ausreise überbracht.
Wegen eines Herzleidens beging Genscher, der auch lange Zeit FDP-Vorsitzender war, den Geburtstag nur im Kreis seiner Familie. Alle offiziellen Veranstaltungen wurden abgesagt. In der kommenden Woche soll ihm eine Herzklappe eingesetzt werden. Genscher war – mit einer kurzen Unterbrechung 1982 – Vizekanzler und Aussenminister von 1974 bis 1992. Davor war er Innenminister.
„Erfolgreich und gefeiert“
Bundestags-Präsident Norbert Lammert betonte, Genscher habe sich „als erfolgreicher und gefeierter Virtuose auf der politischen Klaviatur erwiesen.“ Über Jahrzehnte habe er Politik gestaltet und wichtige Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte mitgeschrieben.
Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler nannte Genscher den „Aussenminister der deutschen Wiedervereinigung“. Wie kein Zweiter habe er noch immer die Gabe, Menschen für Politik und für die Freiheit zu begeistern. Durch seine Verdienste habe er Geschichte geschrieben.
„Beeindruckendes Lebenswerk“
Aussenminister Guido Westerwelle von der FDP schrieb in einem Beitrag für den Bonner „General-Anzeiger“, Genscher habe die Wiedervereinigung Deutschlands immer als den Auftakt für die Wiedervereinigung Europas begriffen und genau so gehandelt.
Nach den Worten von SPD-Chef Sigmar Gabriel kann Genscher auf ein beeindruckendes Lebenswerk zurückblicken. „Ihre selbstlose Rolle während der schrecklichen Geiselnahme in München 1972 wird dieser Tage ebenso gewürdigt werden wie Ihr Einsatz für eine Entspannungspolitik mit dem Ziel, die Deutschen zu einem Volk der guten Nachbarn nach innen und nach aussen zu machen“, schrieb Gabriel.