Im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor zwei Jahren hat die US-Justiz einen früheren Ingenieur des britischen BP-Konzerns festnehmen lassen. Wie das Justizministerium in Washington am Dienstag mitteilte, soll der 50-jährige Ingenieur Beweismittel vernichtet haben.
Der Mann aus dem US-Bundesstaat Texas habe mehr als 200 SMS von seinem Smartphone gelöscht, in denen er sich mit Vorgesetzten über die Versuche von BP austauschte, die lecke Ölquelle auf dem Meeresgrund zu schliessen.
Die BP-Bohrinsel „Deepwater Horizon“ war im April 2010 im Golf von Mexiko explodiert, es war der schlimmste Ölunfall in der Geschichte der USA. Bei dem Unglück starben elf Arbeiter, hunderte Millionen Liter Erdöl strömten ins Meer.
87 Tage dauerte es, bis BP das defekte Bohrloch schliessen konnte. Die Küsten von fünf US-Bundesstaaten wurden verseucht, der Fischfang und der Tourismus an der Golfküste massiv geschädigt.
Die US-Justiz geht nun erstmals strafrechtlich gegen einen Beteiligten vor, der Vorwurf lautet auf Behinderung der Justiz. Der Beschuldigte arbeitete 2010 als Projektingenieur für BP und gehörte dem Team an, das den Ölausfluss in den Golf von Mexiko stoppen sollte.
Mehr gewusst als zugegeben
Über sein Smartphone hielt er seine Vorgesetzten auf dem Laufenden. Im Oktober des Jahres soll der Mann die SMS dann gelöscht haben, als er erfahren habe, dass die Anwälte von BP alle elektronischen Daten einsammelten.
Einige der gelöschten Textmitteilungen seien anschliessend wiederhergestellt worden, erklärte das US-Justizministerium. Aus den SMS geht den Angaben zufolge unter anderem hervor, dass BP offenbar frühzeitig wusste, dass ein erster Versuch, das Bohrloch mit Schlamm zu verstopfen, scheitern würde.
Laut Messungen der Ingenieure sei zu diesem Zeitpunkt drei Mal mehr Öl pro Tag ins Meer gesprudelt, als der Konzern öffentlich zugegeben habe.