Im Prozess zum Abhörskandal um die britische Boulevardzeitung «News of the World» hat erstmals die frühere Chefredaktorin Rebekah Brooks ausgesagt. Sie berichtete vor Gericht unter anderem, dass das Blatt 1995 250’000 US-Dollar an eine Prostituierte zahlte, um exklusiv über deren Liaison mit dem Schauspieler Hugh Grant zu berichten.
Die Frau sei eigens an einen geheimen Ort in der Wüste in den USA geflogen worden, damit andere Zeitungen das Material nicht bekommen konnten, sagte Brooks.
Brooks berichtete zudem von einem Schlüsselmoment in ihrer Karriere, als sie den damals alkoholkranken Ex-Fussballer Paul Gascoigne für eine Summe von bis zu 80’000 Pfund (umgerechnet rund 118’000 Franken) dazu brachte, über häusliche Gewalt zu sprechen.
Die 45-Jährige war von 2000 bis 2003 Chefredaktorin der inzwischen eingestellten Zeitung und hatte danach bis 2006 die Redaktion der «Sun» geleitet.
Von einem Vorwurf freigesprochen
Richter John Saunders hatte die langjährige Vertraute von Medienzar Rupert Murdoch vor ihrer Aussage von einem der gegen sie erhobenen Bestechungsvorwürfe freigesprochen.
Dabei ging es um eine von ihr genehmigte Zahlung von 4000 Pfund (umgerechnet rund 5900 Franken) für ein Foto, das Prinz William bei einer Kostümparty an der Militärakademie Sandhurst im Bikini zeigt.
Das Foto war letztendlich nicht veröffentlicht worden, die «Sun» berichtete im September 2006 aber in einem Artikel mit der Überschrift «Willy im Bikini» darüber.
Die weiteren Anklagepunkte gegen Brooks und ihre Mitangeklagten bleiben jedoch bestehen: das Abhören von Telefonaten, Bestechung von Beamten und Behinderung polizeilicher Ermittlungen.
Die 2011 aufgeflogene Affäre um das Abhören von mehr als 600 Mobiltelefonen erhält durch Brooks frühere Nähe zum britischen Premierminister David Cameron zusätzlich Brisanz. Angeklagt ist auch Camerons früherer Pressesprecher, Andy Coulson. Er war nach Brooks Chefredaktor von «News of the World».