Ex-Geiseln räumen Fehler ein

Das Schweizer Paar, das im März nach monatelanger Geiselhaft in Pakistan flüchten konnte, schilderte in einem Interview Details zur Verschleppung, zur Haft und zu seiner Flucht. Die beiden räumten dabei Fehler ein und entschuldigten sich.

Die beiden Schweizer - hier in Islamabad - waren im März freigekommen (Archiv) (Bild: sda)

Das Schweizer Paar, das im März nach monatelanger Geiselhaft in Pakistan flüchten konnte, schilderte in einem Interview Details zur Verschleppung, zur Haft und zu seiner Flucht. Die beiden räumten dabei Fehler ein und entschuldigten sich.

Die Schweizer waren Anfang Juli 2011 im Nordosten Belutschistans entführt worden. Sie waren in einem Campingbus unterwegs und wollten in den Bergen des Distrikts Loralai übernachten. Die Region gilt als Transitroute der radikal-islamischen Taliban zwischen dem pakistanischen Stammesgebiet Süd-Waziristan und Afghanistan.

Leben riskiert

Die Fahrt sei ein Fehler gewesen, sagte David Och im Interview mit der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche». Die pakistanischen Behörden hätten das Gefühl vermittelt, dass die Route sicher sei, und ihnen Visa ausgestellt. Wie vom Aussendepartement EDA angeraten, seien seine Freundin und er mit einer erfahrenen Vertrauensperson durch Belutschistan gereist.

Statt durch Pakistan auf dem Seeweg nach Indien zu fahren, sei «zu kompliziert und zu teuer gewesen», sagte Och. «Für all die Aufwendungen und all das Leid entschuldigen wir uns. (…) Aber man muss auch sagen, dass wir Opfer einer Straftat wurden.»

Für die Flucht aus eigener Kraft hätten er und seine Freundin Daniela Widmer ihr Leben riskiert. Die beiden schildern in dem Interview ihre Vorbereitungen für die Flucht. Obwohl sie nicht viel zum Essen gehabt hätten, hätten sie einen Vorrat angelegt, berichtete Och.

Leichtes Kriegstrauma

«Wir wollten jedes Detail beachten und säuberten den Hof», sagte Widmer. «Abends, wenn wir jeweils zwei Stunden im Kreis gingen – eine Runde dauerte 43 Sekunden -, beseitigten wir alle Stolperfallen.» Nachts hätten sie das Öffnen der Türen geprobt, und auch an Handgranaten und ein Messer seien sie gekommen.

Dass die Geiselnehmer – nach ihren Angaben Angehörige der Taliban – ihr Entkommen begünstigt hätten, indem sie an ihrer Zimmertür kein Vorhängeschloss angebracht hätten, verneinten Och und Widmer. An der Türe hätte kein Vorhängeschloss angebracht werden können.

Widmer verspürt anderthalb Monate nach der Rückkehr immer noch Angst: «Immer wenn mir die Augen zufallen, habe ich einen kurzen Augenblick die Angst, ich werde in einem Zimmer bei den Taliban aufwachen.» Auch Helikopter erschreckten sie immer wieder. «Wir haben sicher ein leichtes Kriegstrauma.»

Um Leben gefürchtet

Och spricht von «einer Geschichte, die irgendwo in der Ferne spielt». Seine Emotionen seien noch ziemlich abgeschaltet. Unmittelbar nach der Rückkehr hatten die beiden um Respekt vor ihrer Privatsphäre gebeten. Sie hätten «unglaublich schwere Momente durchlebt» und um ihr Leben gefürchtet, hiess es damals.

Die Schweiz hatte nach Bekanntwerden der Geiselnahme eine Task Force einberufen, die sich um die Freilassung von Och und Widmer bemühte. Wie hoch die Kosten waren, die diese Arbeiten verursachten, konnte Aussenminister Didier Burkhalter unmittelbar nach dem Freikommen der beiden noch nicht sagen.

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