Nach 20 Jahren im Gefängnis ist der ehemalige Kommandant der weissen Todesschwadronen zur Zeit der Apartheid in Südafrika, Eugene de Kock, auf Bewährung aus der Haft entlassen worden. Er gehört zu den bekanntesten Massenmördern der Apartheid-Ära.
Während südafrikanische Medien den Sinn der Freilassung des auch als «Prime Evil» (etwa: grösster Verbrecher) bekannten Mannes erörterten, verwies der auch für den Strafvollzug zuständige Justizminister Michael Masutha auf Staatschef Jacob Zuma. Dieser habe sich auf «Rechtsstaat und Verfassung» berufen.
Der 66-jährige ehemalige Polizeioberst de Kock war einst Chef der Antiterroreinheit Vlakplaas. Wegen vielfachen Mordes, Folter und Betrugs war er 1996 zu zwei lebenslangen Haftstrafen und zusätzlich 212 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Die Vlakplaas-Einheit wurde unter dem rassistischen Apartheidsregime gegen den verbotenen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) des späteren schwarzen Staatschefs und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela und zur Aufrechterhaltung der weissen Vorherrschaft eingesetzt.
«Mörder in staatlichem Auftrag»
Vor Gericht hatte sich der hoch dekorierte de Kock als «Mörder in staatlichem Auftrag» bezeichnet. Kaltblütig und ausführlich schilderte er eine Fülle von Greueltaten seiner Geheim-Einheit Vlakplaas – so benannt nach einem Bauernhof nahe Pretoria – zwischen 1985 und 1993. Unter anderem belastete er den ehemaligen Staatschef Pieter Willem Botha schwer.
Zugleich kritisierte de Kock immer wieder, dass er hart bestraft werde, während zahlreiche Mittäter und Drahtzieher nicht belangt würden. So blieben de Kocks Vorgesetzte wie der letzte Apartheidspräsident, Friedensnobelpreisträger Frederik de Klerk, auf freiem Fuss.
Im Gefängnis galt de Kock als Musterhäftling. Er entschuldigte sich bei Opferfamilien und arbeitete bei der Aufklärung von Verbrechen mit den Ermittlern zusammen.
«Schuld an die Gesellschaft gezahlt»
«Er hat seine Schuld an die Gesellschaft gezahlt, und ich denke, dass für Südafrika die Zeit gekommen ist, seine Vergangenheit zu verdauen», sagte de Kocks Anwalt, Julian Knight, als Reaktion auf die Freilassung seines Mandanten.
Justizminister Masutha lehnte unterdessen eine Freilassung auf Bewährung für zwei weitere Apartheidskiller ab. Ferdinand Barnard, wegen der Tötung des Anthropologen und Apartheidsgegners David Webster vor 17 Jahren zu zwei Mal lebenslänglich und 63 Jahre Haft zusätzlich verurteilt, bleibt im Gefängnis.
Ebenso geht es dem ehemaligen konservativen Abgeordneten Clive Derby-Lewis. Er war wegen Beteiligung an der Ermordung des südafrikanischen KP-Vorsitzenden Chris Hani im Jahr 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.