Der frühere Militärmachthaber Guatemalas, Óscar Mejía, wird einem Prozess wegen Kriegsverbrechen und Völkermord vermutlich entgehen. Eine Gruppe von Ärzten bescheinigte dem 80-Jährigen, geistig und körperlich einem Verfahren nicht mehr gewachsen zu sein.
Nach Überzeugung der Ärzte könne er sich vor Gericht weder angemessen äussern, noch in vollem Umfang den Ausführungen folgen, sagte Richterin Patricia Flores in Guatemala-Stadt. Auch sei er zu gebrechlich für einen Prozess.
Am 10. Oktober war Haftbefehl gegen Mejía ergangen. Ihm werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bürgerkrieges (1960-1996) vorgeworfen. Am 25. Oktober hatte Richterin Flores ein ärztliches Gutachten in Auftrag gegeben, nachdem der Anwalt des Ex-Machthabers seinen Mandanten für prozessunfähig erklärt hatte.
Die Vorsitzende des Opferverbandes Famdegua, Aura Elena Farfán, sprach von einem Rückschlag für die Gerechtigkeit und „einer Beleidigung für alle diejenigen, die Menschenrechtsverletzungen erlitten haben“.
Blutigste Periode
Mejía hatte sich 1983 an die Macht geputscht und herrschte bis 1986 in dem zentralamerikanischen Land. Sein Vorgänger Efraín Ríos Montt ist heute Parlamentsabgeordneter. Die Jahre ihrer Herrschaft gelten als die blutigste Periode im guatemaltekischen Bürgerkrieg.
Laut einem Bericht der nach dem Ende des Bürgerkrieges eingesetzten Wahrheitskommission wurden in dem 36 Jahre andauernden Konflikt zwischen Armee und linksgerichteter Guerilla rund 200’000 Menschen getötet oder verschwanden.