Dem früheren libyschen Ministerpräsidenten Mahmud Dschibril ist der Sieg bei der ersten freien Wahl kaum mehr zu nehmen. Nach Auszählung einer grossen Mehrheit der Stimmen lag der säkulare Politiker und seine Allianz der Nationalen Kräfte deutlich vor den islamistischen Parteien.
Ein endgültiges Resultat soll zwar erst in der kommenden Woche vorliegen. Doch nach den am Donnerstag veröffentlichten Teilergebnissen liegt Dschibril in den wichtigen Wahlbezirken Tripolis, dem Süden, und der früheren Rebellenhochburg Benghasi uneinholbar in Führung.
Der im Westen ausgebildete Politiker, der im In- und Ausland als das Gesicht der Revolte gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi bekannt ist, kehrt damit einen Trend um: In anderen Ländern des Arabischen Frühlings wie Ägypten und Tunesien setzten sich bei den ersten freien Wahlen Islamisten durch.
Dschibrils Sieg muss sich jedoch nicht in einer Dominanz im künftigen Allgemeine Nationalkongress niederschlagen, da die Parteien nur 80 der 200 Sitze in der Volksvertretung besetzen können. Die Mehrheit der Plätze ist unabhängigen Bewerbern vorbehalten.
Die Versammlung löst den Übergangsrat ab, den Funktionäre und Aktivisten während der Revolution informell gebildet hatten. Die 200 Abgeordneten sollen eine Übergangsregierung ernennen und die Wahl eines Rates vorbereiten, der eine Verfassung für das Land schreiben soll.