Der ehemalige Rektor der Universität Zürich (UZH), Andreas Fischer, bleibt dabei: Er will von der Präsidentin des Universitätsrates, der Zürcher SP-Regierungsrätin Regine Aeppli, angehalten worden sein, den Medizinhistoriker und SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli zu entlassen.
In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» äusserte sich Fischer erstmals öffentlich zum Bericht der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit (ABG) zu den Abklärungen rund um das Medizinhistorische Institut und Museum der Universität Zürich.
Gemäss diesem Bericht hat er der Kommission zu Protokoll gegeben, er sei in einer Sitzung am 17. September 2012 von Regierungsrätin Aeppli zur Kündigung von Mörgeli aufgefordert worden. «Ich stehe zur Aussage, die ich in der Aufsichtskommission gemacht habe», bekräftigte der ehemalige Uni-Rektor im Interview.
Aeppli ihrerseits bestritt vor der Kommission, eine solche Weisung erteilt zu haben. Sie habe nur verlangt, dass er, Fischer, einen Plan habe, was zu geschehen sei und dass er etwas tun müsse, weil sie den Ruf der UZH habe leiden sehen.
Die widersprüchlichen Aussagen vor der Aufsichtskommission beschäftigen inzwischen auch die Staatsanwaltschaft. Sie strebt gegen Aeppli ein Strafverfahren wegen Amtsmissbrauchs an und hat bei der Geschäftsleitung des Kantonsrates um eine Ermächtigung für Ermittlungen ersucht. Über eine allfällige Aufhebung der Immunität muss letztlich der Kantonsrat entscheiden.
Fischer schweigt sich über Details aus
Zu den Details der Besprechung mit der Bildungsdirektorin wollte sich Fischer im Interview nicht äussern. «Was ich Frau Aeppli im neunzigminütigen Gespräch geantwortet habe, bleibt unter uns.» Auf jeden Fall seien an jenem Montag keinerlei Beschlüsse gefasst worden. Stattdessen habe er das weitere Vorgehen mit dem Leiter des Rechtsdienstes besprochen.
Zu jenem Zeitpunkt sei die Zukunft von Christoph Mörgeli noch offen gewesen. Erst als sein Anwalt am darauffolgenden Donnerstag mitgeteilt habe, sein Klient lasse das schon lange vereinbarte Leistungsbeurteilungsgespräch platzen, habe man beschlossen, Mörgeli die Kündigung in Aussicht zu stellen.
Im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» räumte Fischer allerdings ein, dass in der «Affäre Mörgeli» Fehler gemacht worden seien. Das Bemühen, den Streit am Medizinhistorischen Institut in geordnete Bahnen zu lenken, sei missglückt.
Kritik an den Medien
Kein Verständnis hat Fischer indessen, dass ihm der Kantonsrat vor einer Woche in der Debatte zum ABG-Bericht «klägliches Versagen auf der ganzen Linie» vorgeworfen hat. Die harten Voten hätten «mehr mit politischen Haltungen als mit der Sachlage» zu tun gehabt.
Laut Fischer, der im Zuge der Turbulenzen am Medizinhistorischen Institut im November 2013 vorzeitig als Uni-Rektor zurücktrat, hätte auch die Rolle der Medien und deren Inszenierung der Eskalation am Medizinhistorischen Institut zu einer ganzheitlichen Betrachtung gehört. Die «Affäre Mörgeli» sei nämlich auch ein «Medienskandal».
Als «negativen Höhepunkt» bezeichnete der Ex-Rektor, dass die «Schweiz am Sonntag» bereits am 16. September 2012 die fristlose Kündigung von Mörgeli vermeldet habe. «Eine Falschmeldung, wie ich als damaliger Verantwortlicher weiss», sagte Fischer. In diesem medial aufgeheizten Klima, das auch auf die Politik übertragen habe, sei nicht leicht gewesen, besonnen zu bleiben.