Der südasiatische Inselstaat Sri Lanka hat am Montag Parlamentswahlen abgehalten, von denen sich der langjährige Staatschef Mahinda Rajapaksa ein Comeback als Regierungschef erhoffte. Die Ergebnisse der Wahl werden am Dienstag erwartet.
Ein halbes Jahr nach dem überraschenden politischen Wechsel auf Sri Lanka haben die Bewohner der Tropeninsel am Montag ein neues Parlament bestimmt. Im Januar war der langjährige Präsident Mahinda Rajapaksa abgewählt worden. Nun will er zurück in die Politik. Gewinnt Rajapaksa einen Sitz im Parlament, könnte er zum Premierminister ernannt werden.
Der Urnengang wurde von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. 74’000 Polizisten und Paramilitärs waren nach offiziellen Angaben im Einsatz.
Der 69-jährige Rajapaksa sieht sich als Garant für Stabilität und Frieden. Er hatte im Jahr 2009 mit harter Hand den Krieg mit den tamilischen Rebellen der LTTE auf der Insel beendet. Der neue Präsident Maithripala Sirisena setzt mehr auf Versöhnung und demokratische Öffnung.
Ausgang der Wahl offen
Erste Wahlergebnisse wurden in der Nacht zum Dienstag erwartet. Doch selbst dann könnte noch nicht alles entschieden sein. Präsident Sirisena hat angekündigt, Rajapaksa bei einem Sieg von dessen sri-lankischer Freiheitspartei SLFP nicht zum Premierminister zu ernennen – obwohl Rajapaksa der Spitzenkandidat war.
Wie es dann weitergeht, ist offen. Auch bei einem Sieg der Regierungspartei Vereinte Nationalpartei UNP könnte sie auf Koalitionspartner angewiesen sein – etwa tamilische Regionalparteien aus dem Norden.
Die rund 15 Millionen Wähler konnten über 225 Parlamentssitze abstimmen. Die Wahlbeteiligung lag nach ersten offiziellen Schätzungen mit mehr als 65 Prozent höher als bei vorherigen Wahlen. Grössere Zwischenfälle gab es nicht, es war eine der friedlichsten Abstimmungen des vergangenen Jahrzehnts. Einige Kandidaten wurden jedoch dabei erwischt, wie sie Wahlgeschenke verteilten.
Geteiltes Land
Sri Lanka ist ehnisch in zwei Hälften geteilt. Im Westen, Süden und Zentrum lebt überwiegend die Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen. Im Norden und Osten leben die Tamilen. Fast drei Jahrzehnte lang kämpften die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) dort für einen eigenen Staat. Dabei terrorisierten sie die Bevölkerung mit Selbstmordattacken und Anschlägen etwa auf Züge.
Rajapaksa zerschmetterte die Organisation militärisch. Allein in den letzten Kriegswochen kamen dabei nach UNO-Schätzungen auch bis zu 40’000 Zivilisten ums Leben. Noch immer werden Tausende vermisst.
Viele Singhalesen halten Rajapaksa bis heute die Beendigung des Krieges zu Gute. Die Tamilen warteten aber unter seiner Herrschaft vergeblich auf eine Aussöhnung. Die Vereinten Nationen hatten Rajapaksa immer wieder vergeblich ersucht, mögliche Kriegsverbrechen – auf beiden Seiten – von internationalen Experten untersuchen zu lassen. Auch andere Minderheiten wie die Muslime auf der Insel fühlten sich zuletzt vom singhalesischen Nationalismus zunehmend bedroht.