Das Schlamassel, in das die Schweizer Banken wegen unversteuerter Gelder in den USA geraten sind, hätte verhindert werden können, wenn der Bund nach der Lösung für die UBS 2009 eingegriffen hätte. Das glaubt der ehemalige Konzernchef von Credit Suisse und UBS, Oswald Grübel.
«Die Finma hätte den Schweizer Banken verbieten sollen, US-Kunden, denen die UBS kündigen musste, aufzunehmen», sagte Grübel in einem Interview in der «Zentralschweiz am Sonntag». «Dann würde es die Bank Wegelin heute noch geben.»
Wie teuer die Beilegung des Steuerstreits für die Banken nun werde, könne er nicht beurteilen, sagte Grübel. «Zu Konkursen wird es aber nicht kommen.» In der Branche sei die Frustration jedoch «enorm hoch». Man habe lange nicht gewusst, wie es weitergehe.
Die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes sieht Grübel düster. «Wir müssen realistisch sein: Die Welt hat sich geändert. Das Bankgeheimnis ist tot. Die Schweiz als einzigartiger Ort der Vermögensverwaltung ist in Frage gestellt.»
Zwar habe die Schweiz nach wie vor einen guten Ruf, vor allem in Asien. «Die grössten Zuflüsse kommen auch von dort. Aber das Geld fliesst gar nicht mehr in die Schweiz, sondern zu Schweizer Banken in Hongkong oder Singapur.»
«Weissgeldstrategie ist Quatsch»
Harsche Kritik äusserte Grübel an der Reaktion der Schweizer Politik auf die veränderte Situation. Dass die Banken dazu verpflichtet werden sollen, die Steuerkonformität ihrer Kunden sicherzustellen, hält er für nicht praktikabel. «Diese sogenannte Weissgeldstrategie funktioniert nicht. Das ist Quatsch!» Es sei schleierhaft, wie Banken überprüfen sollen, ob ein Kunde sein Vermögen versteuert hat. Das könne gar nicht ihre Aufgabe sein.
Grübel räumte aber auch Fehler bei den Banken ein. «Es gab Zeiten, da liess sich dank dem Bankgeheimnis zu einfach Geld verdienen.» Der zunehmende Trend zur Transparenz mache es heute aber unmöglich, das Bankgeheimnis aufrecht zu erhalten, so wie es das Gesetz vorschreibe.
Dennoch sollte es in der Schweiz beibehalten werden. «Das Bankgeheimnis auch im Inland aufzugeben, wenn es gegenüber dem Ausland aufgehoben wird, wäre (…) ein nächster, fataler Schritt», warnte er. Das würde zu neuen Forderungen aus dem Ausland führen. «Es gäbe kein Halten mehr.»