Ex-UBS- und Ex-Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel kritisiert die wachsende Macht der Zentralbanken. Heute lägen mit Minuszinsen, aufgeblähten Bilanzen und dem Aufdrängen von Krediten die «Massenvernichtungswaffen» bei den Zentralbanken.
So zwängen die Zentralbanken die Banken, Geld auszuleihen, was später zu Kreditverlusten führen könne, sagt Grübel in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».
Nach der Finanzkrise habe die Politik die Macht übernommen. «Sie hat den Banken ein Regulierungs-Korsett angeschnallt.» Den Zentralbanken hätten die Politiker gesagt, «ihr bestimmt nun, was mit der Wirtschaft passiert.» Während früher das Risiko auf Tausende von Banken verteilt gewesen sei, trage deswegen heute vermehrt der Staat das Risiko.
Nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 haben Aufseher weltweit die Vorschriften für Banken verschärft. Mehrere Grossbanken wurden damals mit Staatsgeldern gerettet – darunter in der Schweiz die UBS – weil die Regierungen befürchteten, dass ihr Untergang der Volkswirtschaft zu stark schaden würde («too big to fail»).
Kurze Rezession favorisiert
Als Beispiel für das grössere Risiko für den Staat führte Grübel die Bilanz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an, die über 600 Milliarden Franken beträgt, umgerechnet pro Einwohner 75’000 Franken.
Er selbst hätte es als Zentralbanker vorgezogen, «das Land durch eine kurze Rezession gehen zu lassen, statt Wohlstand und Zukunft aufs Spiel zu setzen.» Grübel erwartet demnach, dass die heutige Geldpolitik in einem Crash enden wird, wenn die Zentralbanken ihre Glaubwürdigkeit verlieren – das könne noch zehn oder mehr Jahre dauern.
Gleichzeitig kritisiert Grübel aber auch auch die Banken. «Ohne Gewinne sollte es keine Boni geben», sagt der ehemalige Grossbanken-Chef. Es gebe aber Manager, die erhielten zehn Millionen Franken Bonus, obwohl das Unternehmen einen Verlust schreibe. Zu den Gefahren von neuen Bergen fauler Kredite sagte er: Zwar seien die Märkte etwas transparenter geworden, letztlich vertrauten alle aber noch den gleichen Rating-Agenturen.