Die Schweiz hat mit 2015 ein holpriges Jahr erlebt, was Fusionen und Übernahmen angeht. Obwohl sehr viel Geld im Markt vorhanden ist, ging im vergangenen Jahr die Anzahl der Transaktionen mit Schweizer Beteiligung um 17 Prozent auf 350 zurück.
Das Volumen der Transaktionen sank sogar um 55 Prozent auf rund 85 Milliarden Dollar. 2016 dürfte wieder besser werden.
Als Ursache für den starken Rückgang 2015 gibt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG bei der Vorstellung einer Untersuchung vor den Medien am Dienstag das Ausbleiben von Mega-Deals, also extrem grosse Transaktionen, an.
2015 war der Zusammenschluss der in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannten Versicherungsgesellschaften Chubb und ACE mit einem Volumen von rund 28 Milliarden Dollar die einzige Transaktion im zweistelligen Milliardenbereich mit Schweizer Beteiligung.
International gesehen war 2015 allerdings ein Rekordjahr gewesen. Laut KPMG lag das Transaktionsvolumen weltweit bei der horrenden Summe von rund 4500 Milliarden Dollar. Besonders auffällig seien die verstärkten Aktivitäten im Tourismussektor gewesen. So hat etwa die Hotelkette Marriott den Wettbewerber Starwood für rund 13 Milliarden Dollar übernommen. Auch der Zukauf des französischen Hotelkonzerns Accor von FRHI Hotels mit den Marken Fairmont, Raffles und Swissôtel für 3 Milliarden Dollar hat zu diesem Anstieg beigetragen.
In der Schweiz hat die Aufteilung des Reisekonzerns Kuoni die Transaktionen im Tourismussektor geprägt. So ging das Geschäft mit Reiseveranstaltern an die deutsche Rewe-Gruppe. Der Kaufpreis wurde bisher nicht bekanntgegeben. Zudem verkaufte Kuoni die Tour-Operations in Indien und China an eine kanadische Firma.
Schweizer Hotels gefragt
Bemerkenswert sei ausserdem der steigende Anteil an internationalen Investoren in der Schweizer Hotellerie gewesen. Zahlreiche Traditionshäuser, wie das Waldhaus Flims oder das Palace Luzern, gingen in ausländische Hände über.
Für das laufende Jahr gehen die Experten von KPMG von einer Erhöhung der Aktivitäten bei Fusionen und Übernahmen aus. Dies sei einerseits darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen unter Margendruck stehen und die Besitzer ihr Heil in einem Verkauf oder Zusammenschluss mit Wettbewerbern suchen. Andererseits hätten zahlreiche Firmen das Jahr 2015 für die Überarbeitung ihrer Geschäftsmodelle genutzt und setzten nun wieder verstärkt auf akquisitorisches Wachstum im In- und Ausland.
Besonders stark werde es mit Transaktionen die Tourismusindustrie treffen. Dies sei eine Folge des starken Veränderungsdrucks in der Branche. Die Autoren der Studie sagen daher weitere Strukturbereinigungen, Konsolidierungen und Kooperationen im Tourismussektor voraus.