Eine internationale Ärztegruppe wirft Israel schwere humanitäre Versäumnisse während des Gazakrieges vor. In ihrem jüngsten Expertenbericht bemängelt die Organisation Ärzte für Menschenrechte das Scheitern wirksamer Warnmechanismen, das Fehlen von Fluchtkorridoren und die Blockade von Rettungswegen.
Diese der israelischen Armee anzulastenden Mängel hätten die Zahl der zivilen Opfer der 50-tägigen Kämpfe im Sommer 2014 wesentlich erhöht, heisst es in der Studie, die am Mittwoch in Jerusalem bekanntgemacht wurde.
Der mit zahlreichen Beispielen angereicherte Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen aus Israel und dem Gazastreifen von acht Gesundheitsexperten verfasst. Zum Teil konnten die Untersuchungen mit israelischer Erlaubnis schon während des Krieges stattfinden. Insgesamt wurden 68 Zeugen im Gazastreifen befragt, 370 Bilddokumente von Todesopfern sowie dutzende Arztberichte ausgewertet.
Die Experten monierten auch schwere Koordinierungsmängel zwischen der israelischen Armee, dem Roten Kreuz und dem palästinensischen Roten Halbmond. Durchschnittlich vergingen demnach zehn Stunden bis zur Bergung der Verletzten. Vielfach wurde sie gänzlich unmöglich gemacht.
Die israelischen Streitkräfte erklärten dazu, dieser Bericht enthalte unzutreffende, einseitige und verzerrte Angaben. Ausserdem müsse berücksichtigt werden, «dass die Terrorgruppen in Gaza auch Spitäler und Rettungswagen für ihre Zwecke nutzten und die Zivilbevölkerung als Schutzschild einsetzten».