Europas Währungshüter halten an ihrem Billig-Geld-Kurs fest – trotz verbesserter Konjunktur und tendenziell steigender Inflation.
Banken bekommen frisches Zentralbankgeld weiterhin zu null Prozent Zinsen – die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euroraum vorerst auf diesem Rekordtief. Parken Finanzinstitute überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür nach wie vor 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Zugleich bekräftigte der EZB-Rat nach seiner auswärtigen Sitzung in der estnischen Hauptstadt Tallinn am Donnerstag, dass die Notenbank bis mindestens Ende 2017 weiterhin monatlich 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen stecken will.
Ziel: Teuerungsrate antreiben
Das viele Geld soll im Idealfall die Konjunktur anschieben und die Teuerungsrate nachhaltig in Richtung der EZB-Zielmarke von knapp unter 2,0 Prozent treiben – weit genug entfernt von der Nulllinie. Denn dauerhaft niedrige Preise auf breiter Front gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Konsumenten könnten Investitionen aufschieben, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte in den vergangenen Wochen wiederholt betont, er sehe noch keinen Anlass für Kursänderungen: «Wir bleiben fest davon überzeugt, dass ein aussergewöhnliches Mass an geldpolitischer Unterstützung … immer noch nötig ist.»
Viele Ökonomen erwarteten von Draghi am Donnerstag dennoch erste vorsichtige Hinweise auf einen Einstieg in den Ausstieg. Denn die Konjunktur im Euroraum ist trotz aller politischen Wirren auf Erholungskurs.
Wohl erst wenn die EZB ihre geldpolitischen Zügel strafft, kann auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) nachziehen. Mit Negativzinsen und Interventionen am Devisenmarkt stemmt sich diese gegen die Schwäche des Euro gegenüber dem Franken. Die SNB veröffentlicht ihre geldpolitische Lagebeurteilung am kommenden Donnerstag.