EZB-Bankenaufseher wollen tief in Bilanzen der Institute blicken

Mit gewaltigem Aufwand lässt die EZB die Bilanzen der Geldhäuser nach faulen Krediten und anderen Risiken durchsuchen. Auch die EU-Länder kommen bei den Regeln für die künftige Bankenkontrolle einen Schritt weiter.

Das EZB-Gebäude in Frankfurt (Bild: sda)

Mit gewaltigem Aufwand lässt die EZB die Bilanzen der Geldhäuser nach faulen Krediten und anderen Risiken durchsuchen. Auch die EU-Länder kommen bei den Regeln für die künftige Bankenkontrolle einen Schritt weiter.

Europäische Grossbanken werden der EZB tiefe Einblicke in ihre Bilanzen gewähren müssen. Insgesamt wollen die künftigen Euro-Bankenaufseher bei den 128 Instituten stichprobenartig Risikopapiere im Volumen von 3,72 Billionen Euro untersuchen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt erklärte.

Das entspreche 58 Prozent der gesamten risikogewichteten Aktiva (RWA) der Institute. RWA umfassen zum Beispiel Immobilienkredite oder Schiffsfinanzierungen. Die Bilanzchecks sind Teil der Vorbereitung auf einen grossangelegten Stresstest, bei dem die Banken beweisen müssen, dass sie krisenfest sind. Bei den Verhandlungen in Brüssel über die Regeln zur Kontrolle und notfalls zur Abwicklung maroder Banken, näherten sich die 28 EU-Staaten an.

Die EZB plant für ihre Bilanzchecks, pro Bank durchschnittlich 1250 Kreditakten zu prüfen. Bei grossen und international tätigen Instituten werden es voraussichtlich deutlich mehr sein.

Aus dem am Dienstag veröffentlichten 287 Seiten starken Handbuch für die Prüfung geht auch hervor, dass die EZB die internen Bewertungsmodelle der Banken sowie deren Sicherheiten für Kredite genau unter die Lupe nehmen will. Wenn Banken den Bilanzcheck nicht bestehen, dann müssen sie ihre Kapitaldecke stärken, also sich neues Geld besorgen, zum Beispiel von Investoren. Im Zweifel müssten möglicherweise die Nationalstaaten einspringen.

Dreistufige Prüfung

Mit ihrer insgesamt dreistufige Überprüfung will die EZB Altlasten in den Bankbilanzen und etwaige Kapitallöcher aufdecken, bevor sie am 4. November die zentrale Bankenaufsicht im Euroraum übernimmt. Ab dann wird die EZB die grössten und wichtigsten Banken in den 18 Eurostaaten direkt überwachen.

Ergebnisse des Bilanzchecks sollen im Oktober veröffentlich werden – zusammen mit den Erkenntnissen aus einem Stresstest, den die EZB in diesem Sommer gemeinsam mit der europäischen Bankenaufsicht EBA durchführen will.

Dabei soll eine Krise mit Wirtschaftseinbruch und Verfall der Immobilienpreise simuliert werden. Klar ist bereits, dass die Quote an hartem Kernkapital – dieses gilt als Krisenpuffer – der Institute in diesem Szenario nicht unter 5,5 Prozent fallen darf. Damit legt diese Überprüfung härtere Kriterien an als frühere Stresstests in Europa.

Nächster Artikel