EZB gibt ihren Direktoren strengere Richtlinien vor

Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt nach einer Kommunikationspanne neue Verhaltensregeln für ihr sechsköpfiges Direktorium aus.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will transparenter kommunizieren und Insider-Informationen verhindern. (Bild: sda)

Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt nach einer Kommunikationspanne neue Verhaltensregeln für ihr sechsköpfiges Direktorium aus.

So sollen EZB-Direktoren künftig nur dann Vortragseinladungen wahrnehmen, wenn marktsensible Aussagen zu Redestart gleichzeitig der gesamten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden oder ein EZB-Sprecher als Zeuge anwesend ist, wie die Notenbank am Dienstag mitteilte. Für Redetermine, bei denen keine marktrelevanten Informationen preisgegeben werden, gelten die Regeln nicht.

Reden von Notenbankern enthalten häufig Informationen, die die Kurse an den Märkten bewegen können. Für Investoren sind sie Gold wert, sollten sie hierbei einen Wissensvorsprung vor anderen erlangen.

Lukratives Treffen

Der neue Verhaltenskodex geht auf einen Zwischenfall im Mai zurück. EZB-Direktor Benoît Coeuré hatte damals in London bei einer nicht-öffentlichen Veranstaltung gesprochen, an der Vertreter von Hedgefonds und grossen Banken teilnahmen. Medien waren nicht zugelassen. Coeuré kündigte dort eine Beschleunigung der umstrittenen Anleihekäufe vor der Ferienzeit an.

Das waren wichtige Informationen, denn das Anleihenkaufprogramm war zuletzt einer der starken Faktoren für die Kursentwicklung des Euro. Die Rede veröffentlichte die EZB erst am nächsten Morgen. Doch schon während der Veranstaltung war der Euro-Kurs zum Dollar deutlich gefallen. Die EZB war deswegen scharf kritisiert worden.

Den neuen Richtlinien zufolge sollen die EZB-Direktoren persönliche Ansichten zur Konjunktur oder zum Finanzsektor an Gesellschaften, Institutionen und Personen, die davon profitieren könnten, nicht weitergeben, wenn diese für die künftige Geldpolitik wichtig sind.

Bei der Auswahl der Redetermine solle zudem nicht der Eindruck einer Begünstigung der Organisatoren entstehen. Europaabgeordnete hatten nach dem Vorfall im Mai von der EZB eine transparente Kommunikationspolitik gefordert.

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