Der Hertha-Berlin-Captain Fabian Lustenberger spielt in seiner neunten Saison im Land des Weltmeisters so gut wie lange nicht mehr. Nur in der SFV-Auswahl steht er in der zweiten Reihe.
Im Interview mit der Sportinformation äussert sich der 27-jährige Abwehrchef des Bundesligisten über seine unterschiedlichen Rollen im Kluballtag und im Kreis der Schweizer Nationalmannschaft. Derweil er in Berlin einen ausserordentlich hohen Status geniesst, ist sein Einfluss im Team von Vladimir Petkovic gemessen an seinem Erfahrungsschatz (noch immer) marginal.
Sie gehören immer wieder zum Kader der Schweizer Equipe, spielen aber praktisch nie. Mit der Hertha spielen Sie zurzeit eine exzellente Saison. Sind die Chancen nun grösser, auch in der SFV-Auswahl zum Zug zu kommen?
«Ich weiss nicht, ob die Chance grösser oder kleiner ist zu spielen. Aber ich gehe ohnehin immer mit dem gleich guten Gefühl in eine solche Woche. In erster Linie versuche ich, im Klub gut zu arbeiten und mich gut auf das Nationalteam vorzubereiten. Und ich versuche natürlich, mich im Training anzubieten.»
Ihre Rolle in der Nationalmannschaft ist nicht zu vergleichen mit jener in Berlin. Haben Sie damit Mühe?
«Natürlich mache ich mir Gedanken darüber. Jeder Fussballer will spielen. Ich komme bestimmt nicht nach Feusisberg und sage: ‚Ich schaue mal ein bisschen, was so passiert.‘ Ich versuche, damit richtig umzugehen. Andere haben sich hier einen höheren Status erarbeitet. Hätte ich früher eine Chance erhalten, wäre ich in dieser Mannschaft womöglich weiter.»
Sie gehen mit Ihrer Situation sehr sachlich um.
«Das liegt ja auch daran, dass ich nicht mit falschen Vorstellungen anreise. Ich bin schon realistisch genug, die Ausgangslage richtig einschätzen zu können.»
Als Sie in Südkorea vor bald zwei Jahren die bislang einzige Chance erhalten haben, verlor das Nationalteam nach 14 Spielen erstmals wieder. Verlief Ihr Einstand denkbar ungünstig?
«Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Das war eine Niederlage, nicht mehr und nicht weniger. Es war für mich ein gutes Erlebnis. Wegen dieser einen Partie bin ich bestimmt nicht aus dem Blickfeld geraten. Im März danach fehlte ich gegen Kroatien, weil ich mich verletzte und sieben Monate lang pausieren musste.»
Themenwechsel – in Berlin spielen Sie derzeit eine exzellente Saison. Die Hertha ist kaum mehr wiederzuerkennen?
«Wir sind topfit, das ist für mich der Hauptfaktor. Dank unserer hervorragenden Fitness können wir die Marschroute des Trainers optimal umsetzen. Der Spassfaktor ist höher, das Selbstvertrauen ebenfalls. Unser Atem ist bedeutend länger.»
Das Hertha-Umfeld pulsiert wie lange nicht mehr.
«Vor Kurzem war alles schlecht. Wir hingen bis zum letzten Spieltag an einem seidenen Faden und waren letztlich froh, in der Liga bleiben zu dürfen. Jetzt reden schon nach acht Spielen alle von der Europa League. So läuft das Business in Berlin. Ich habe mich längst daran gewöhnt.»