Eine Woche vor dem WM-Start der Schweiz gegen Ecuador zerstreut Fabian Schär die letzten Bedenken zu seiner physischen Verfassung. «Ich bin bereit für die WM», verkündete der Innenverteidiger.
Sein Gesundheitszustand beschäftigte die Schweizer Fans ein halbes Jahr lang. Kann Fabian Schär mit der Schweizer Mannschaft an die WM reisen oder nicht? Und wenn er dabei ist: Ist er fähig, alle vier bis fünf Tage ein Spiel zu bestreiten? Solche Fragen gingen auch dem Nationalcoach Ottmar Hitzfeld immer wieder durch den Kopf. Eine Woche vor dem WM-Start gegen Ecuador gab Schär aus Porto Seguro eine positive Rückmeldung. «Ich bin fit. In der Vorbereitung habe ich alles mitgemacht und ich bin bereit für die WM.»
Der Ostschweizer hatte am vergangenen Dienstag beim 2:0 im Testspiel gegen Peru erstmals seit Mitte Oktober und dem entscheidenden Sieg in der WM-Qualifikation in Albanien wieder über 90 Minuten gespielt für die Schweiz. «Das war wichtig, damit die Automatismen mit Steve (Von Bergen, sein Partner in der Innenverteidigung – Red.) wieder stimmen.» Wichtig sei auch das Resultat gewesen, so Schär. «Wir haben zu null gespielt, das tut dem Kopf gut.» Physisch habe er keine Probleme gehabt. Dass er sich nach etwa einer halben Stunde hatte behandeln lassen, hatte offenbar nichts zu bedeuten. «Ich hatte bloss ein Problem mit dem Tape. Das mussten wir in der Pause aufschneiden.»
Schär konnte schon zum Ende der Saison mit dem FC Basel andeuten, dass er auf die WM hin zurückkommt. Auch wenn die Leistungen nicht immer stimmten, kam er in den letzten zwei Monaten der Spielzeit 2013/14 immerhin noch auf ziemlich viel Einsatzzeit. In den letzten neun Runden der Super League stand er fünfmal in der Startformation und spielte viermal über die gesamten 90 Minuten. Auch in den Europa-League-Viertelfinals gegen Valencia kam er zweimal von Beginn weg zum Einsatz, zudem bestritt er den Cup-Halbfinal gegen Luzern.
So reiste Schär mit mehr Spielpraxis zur WM, als noch im Winter befürchtet worden war. Eine Reizung der Patellasehne machte im Januar eine Operation unumgänglich. Kaum hatte er sich davon einigermassen erholt, setzte ihn eine Verstauchung des Sprunggelenkes für zwei Wochen ausser Gefecht. Die Ungewissheit über seine physische Verfassung war das eine, die Gewissheit von Nationalcoach Ottmar Hitzfeld, dass er wenn irgendwie möglich auf Schär setzen würde, das andere.
Unter dem Deutschen setzte sich Schär ohne Verzögerung weit oben in der Hierarchie fest. Beim Debüt im vergangenen August beim 1:0 gegen Brasilien spielte der Ostschweizer die zweite Halbzeit. Von da an war er gesetzt. Die drei entscheidenden Spiele in der WM-Qualifikation gegen Island (4:4), in Norwegen (2:0) und in Albanien (2:1) absolvierte er an der Seite von Steve von Bergen, der seinerseits neun von zehn Partien bestritt. Und Schär spielte nicht nur mit: Gegen Island und Norwegen gelangen ihm innerhalb von fünf Tagen drei Tore für die SFV-Auswahl.
Diese Endphase der WM-Qualifikation war für Schär der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die innerhalb von 15 Monaten von der Challenge League und dem FC Wil, über die Olympischen Spiele in London, dem Stammplatz im FC Basel und der Teilnahme an den Europa-League-Halbfinals zur festen Grösse im Nationalteam führte. Ein Aufstieg, der auch eine Kehrseite hatte. Schär absolvierte (zu) viele Spiele. Allein zwischen Februar und Mai 2013 bestritt er für den FC Basel in Meisterschaft, Cup und Europa League 24 Partien. Für den 22-Jährigen wurde alles etwas viel – physisch und mental. «Erst als ich im letzten Winter so lange verletzt war, begann ich zu realisieren, was im Jahr zuvor alles passierte. Jetzt habe ich einige Dinge besser eingeordnet», so Schär.
Schär scheint einen ersten intensiven Karriere-Abschnitt abgeschlossen zu haben. Er ist bereit für den nächsten. Und dieser beginnt am kommenden Sonntag im WM-Startspiel gegen Ecuador. Was kommt da auf ihn und seine Kollegen zu? «Erst in den Tagen vor dem Spiel legen wir den Fokus einzig und allein auf das Ecuador-Spiel. Aber im Test gegen England (2:2 – Red.) haben sie schon angedeutet, was sie vorhaben. Das ist eine Mannschaft, die vom Kollektiv lebt und einen starken Teamgeist hat. So wie wir. Deshalb wird das ein sehr schwieriges und intensives Spiel geben.»