Ein Hauch demokratischen Frühlings bei Facebook hat sein Ende gefunden: Das soziale Netzwerk darf künftig wieder seine Benutzerregeln nach Belieben ändern, nachdem zu wenige Personen an einer Abstimmung über Mitspracherechte teilgenommen haben.
Dieses Resultat war erwartet worden: Noch in keiner der seit 2009 durchgeführten Abstimmungen war das nötige Quorum von 30 Prozent erreicht worden. Dies war mitunter ein Grund, wieso Facebook die Befragungen absetzen wollte.
Am Montagabend hatten sich erst rund 670’000 Mitglieder – also nur 0,07 Prozent der Netzwerk-Community – am digitalen Urnengang beteiligt. 589’000 von ihnen hatten sich dabei für den Erhalt der Mitspracherechte ausgesprochen. Damit das Resultat verbindlich gewesen wäre, hätten rund 300 Millionen Mitglieder teilnehmen müssen.
An der letzten Abstimmung im Juni betrug die Wahlbeteiligung sogar nur 0,04 Prozent. Facebook beschloss daraufhin, die Abstimmungen abzuschaffen. Stattdessen soll es zusätzliche Möglichkeiten geben, den Verantwortlichen für Datenschutz Fragen zu stellen.
Das Online-Netzwerk, das oft von Datenschützern kritisiert wird, hatte die Abstimmungen immer wieder als einzigartiges Beispiel für Demokratie im Verhältnis zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden hervorgehoben. Das Verfahren war eingeführt worden, als Facebook noch rund 200 Millionen Nutzer hatte.
Kritiker hielten Facebook vor, die Abstimmungen seien angesichts der unrealistisch hohen Hürde stets eine Farce gewesen. Facebook hatte diesmal jeden Nutzer per E-Mail auf die Möglichkeit zur Meinungsäusserung hingewiesen.