Facebook und seine Tücken

Facebook und andere neudeutsch Social Media genannten Wege zur Verbreitung von Information werden heftig genutzt. Das Phänomen ist jedoch noch relativ neu und hat so seine Tücken. Irgendwie hat man im Hinterkopf, man rede mit einer überschaubaren Gruppe von Leuten. So ist der homo sapiens nun mal seit Jahrhunderten konditioniert. Ans Web und dessen Unüberschaubarkeit und Öffentlichkeit hat sich […]

Facebook und andere neudeutsch Social Media genannten Wege zur Verbreitung von Information werden heftig genutzt. Das Phänomen ist jedoch noch relativ neu und hat so seine Tücken. Irgendwie hat man im Hinterkopf, man rede mit einer überschaubaren Gruppe von Leuten. So ist der homo sapiens nun mal seit Jahrhunderten konditioniert. Ans Web und dessen Unüberschaubarkeit und Öffentlichkeit hat sich noch nicht jeder gewöhnt.

So genannte «Threads» auf dem Bildschirm können zu langen, manchmal sogar interessanten und informativen Diskussionen werden. Im Allgemeinen sind das Threads zu einigermassen relevanten politischen oder sonstigen gesellschaftlichen Themen, weniger Nichtigkeiten wie «draussen regnet es schon wieder» oder «habe immer noch nicht alle Umzugskartons ausgepackt». Einige finden ihren gesamten Tagesablauf so mitteilungswürdig, dass sie uns detailverliebt manch höchst Überflüssiges mitteilen.

Aber es gibt eben auch die interessanten, kontroversen Diskussionen. Dort schreibt man sich in dem Hin- und Hersausen von Meinungen, Reden und Gegenreden zuweilen in einen Furor hinein und vergisst, dass eben nicht nur das virtuelle Gegenüber zuhört beziehungsweise mitliest, sondern eine sehr grosse Menge von Personen. Darunter auch Journalisten. Social-Media-Einträge sind inzwischen offenbar eine reiche Quelle, aus der sich manche Medienleute gerne bedienen. Wie postete mir doch eben der Autor eines Krimis aus der Medienbranche: «Facebook-Äusserungen sind inzwischen quasi Medienmitteilungen».

Nun kann es passieren, dass im Eifer des Gefechts die Finger schneller sind als die «Vorsicht»-Signale im Gehirn. Das ist passiert, als ich in einem Thread zur Anti-BaZ-Demo über oft undifferenziertes Bashing einzelner Medienprodukte und meines Erachtens ebenso undifferenziertes Hochjubeln entsprechender Konkurrenzprodukte leicht in Rage geriet. Und prompt selber undifferenziert den Namen einer Redaktorin verballhornte.

Das war ein Fehler. Sarkastisch gemeint, als Wortspiel, aber fehlgeleitet und missverständlich, das ist mir klar. Mir dann aber dumpfen Rassismus zu unterstellen, ist wohl auch eher undifferenziert. Und dass die verbale Entgleisung dann mit Gusto und Häme von einer Zeitung nach der anderen aufgegriffen wurde, erstaunt doch ein wenig. Beim dritten Aufguss war es sicher kein Primeur mehr. Und so ungeheuer spannend für die Leserschaft wohl auch nicht.

Es scheint, dass nicht nur der Ausverkauf in den Läden immer früher startet, auch das Januarloch für die Medien hat sich vorverschoben. Dass nicht die betroffene Redaktorin, sondern ein Kollege, dem mein Einsatz in «heiklen» und emotional aufgeladenen Gebieten wie dem Nichtraucherschutz schon seit Jahren offenbar ein rechter Dorn im Fleische ist, den Gegenangriff führte, erstaunt dann auch nicht mehr. Ein «bilaterales» Gespräch zwischen den Betroffenen, ohne Leser-Zaungäste, erscheint mir in solchen Situationen das Beste.

Meine Entschuldigung bei der TaWo-Redaktorin wurde freundlich angenommen. Einige Missverständnisse bezüglich des betreffenden Artikels jener Redaktorin, der das Ganze ins Rollen gebracht hat, wurden dabei auch gleich noch auf zivilisierte, intelligente Weise geklärt. Es geht also auch so.

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