Wegen der dramatischen Luftverschmutzung in Indiens Hauptstadt Neu Delhi gelten erstmals weitreichende Fahrverbote in der 17-Millionen-Metropole. In den kommenden zwei Wochen dürfen abwechselnd nur Autos mit geraden oder ungeraden Nummern auf den Kennzeichen fahren.
«Im Grossen und Ganzen hat Delhi die neue Regel akzeptiert. Bisher gab es nur wenige Verstösse», sagte Regierungschef Arvind Kejriwal am Freitag. Indiens Hauptstadt gehört zu den am meisten verschmutzten Städten der Welt. Oft ist die Luft dreckiger als in Peking.
Wer gegen das Verbot verstösst und erwischt wird, muss 2000 Rupien (knapp 30 Franken) zahlen – eine saftige Strafe in Neu Delhi, wo Fahren über die Rote Ampel umgerechnet nur 1,50 Franken kostet. Ausgenommen sind allein fahrende Frauen – sie haben oft Angst vor Belästigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder als Fussgängerinnen.
Autos mit Hybrid- oder Gasantrieb dürfen weiterhin fahren. Auch die Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen sind unterwegs. Die Lokalregierung setzt 3000 zusätzliche Busse ein und animiert die Stadtbewohner, Fahrgemeinschaften zu bilden.
Smog bleibt hängen
Trotz der Fahrverbote blieb der Smog zunächst über der Stadt hängen. Der Schadstoffindex des Ministeriums für Geowissenschaften erreichte für die besonders gefährlichen, kleinen Feinstaubpartikel weiterhin «sehr schlechte» Werte von 300 bis 400 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Das ist mehr als das Zehnfache des empfohlenen Tagesmittel-Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Partikel mit weniger als 2,5 Mikrometer Durchmesser sind besonders gefährlich, weil sie direkt ins Blut gehen und Krebs auslösen können.
Die Regierung Neu Delhis ging mit gutem Beispiel voran. Umweltminister Imran Hussain nahm eine Elektro-Rikscha, Regierungschef Kejriwal teilte sein Auto mit zwei Ministern und zwei Sekretären, und Tourismusminister Kapil Mishra kam auf seinem Motorrad. Auch Zweiräder sind vom Verbot ausgenommen.
Überraschend akzeptiert
Viele Bewohner von Neu Delhi hatten im Vorfeld nicht daran geglaubt, dass ihre Mitmenschen sich an die Regel halten würden – und waren dann überrascht, am ersten Tag tatsächlich kaum Autos mit geraden Zahlen zu sehen.
«Viel weniger Verkehr auf Delhis Strassen», schrieb etwa der politische Analyst Shahid Siddiqui auf Twitter. «Aber ich frage mich: Ist das wegen zu vieler Drinks in der vergangenen Nacht oder weil die Menschen wirklich der Gerade-Ungerade-Regel folgen»?