In FALLOUT 4 gibt es kein Gut oder Schlecht. Nur Konsequenzen. Das gefällt sogar unserem Gamekritiker, der normalerweise wenig für Rollenspiele übrig hat.
Gegen einen mutierten Riesen-Grizzly hilft nur eine entsprechend grosse Wumme.
Viel Wald ist da nicht mehr, nach dem Atomkrieg.
So eine Rüstung ist nicht unpraktisch bei all den Mutantenmonstern, die einem dauernd über den Weg laufen.
Eigentlich idyllisch. Wären da nicht überall die mächtigen Monsterfeinde.
Hübsch sieht sie aus, die Heldin – und erst noch selbst modelliert.
Der Behemoth: kein besonders angenehmer Gegner – und eigentlich immer ordentlich sauer.
Nein, das ist nicht Kommissar Rex. Das ist mein treuer Freund Rusty.
Leicht gefallen ist es mir nicht. Aber mittlerweile habe ich mich eingelebt in der Einöde rund um Boston. Nach der Atomkatastrophe 2077 habe ich doch 200 Jahre in einer kryogenischen Kapsel geschlafen. So gut wie niemand, den ich gekannt habe, lebt noch.
Mein Haus ist eine Ruine. Als ich es besuchte, nahm mich mein treuer Hausroboter freudig in Empfang. Wirklich gut gelaunt war aber auch er nicht. So bin ich aufgebrochen nach Boston mit Rusty an meiner Seite (den Namen habe ich ihm gegeben, offiziell heisst er Dogmeat). Rusty ist ein Schäferhund, den ich an einer Tankstelle aufgegabelt habe. Er hilft mir, wenn ich von irgendwelchen mutierten Wesen angegriffen werde oder zeigt mir versteckte Gegenstände an.
Nur Konsequenzen
Eigentlich bin ich ja auf der Suche nach meinem Sohn. Er ist während meiner Zeit im Atombunker aus der Kapsel entführt worden. Und ich will mich an den Mördern meines Mannes rächen, der die Entführung zu verhindern versuchte. Mein Unterfangen ist nicht einfach. Aber ich habe eine Spur und ahne, wer hinter der Entführung steckt. Zuerst will ich mich aber vorbereiten. Ich brauche Unterstützung. Verschiedene Gruppen kontrollieren die Gegend: Die Brotherhood of Steel, die Minutemen, die Railroad und das Institute. Alle verfolgen andere Interessen, und es fällt mir nicht leicht, mich für eine zu entscheiden. Brutal und gnadenlos sind sie alle.
Doch es gibt kein gutes oder schlechtes Karma. Es gibt nur Konsequenzen. Wem ich mich anschliesse, ist grundsätzlich egal. Gewiss, je nach dem breche ich vielleicht Brücken ab, die ich nicht mehr wieder aufbauen kann. Mit der Zeit wird mir aber immer klarer, was auf wessen Agenda steht, und die Entscheidung fällt mir etwas leichter. Ob es die richtige war, weiss ich am Ende nie genau.
Ich bin Sophie, einzige Überlebende von Vault 111. Willkommen in meiner Welt. Willkommen bei FALLOUT 4.
Ein Spiel fast ohne Makel
Wenn es am Spiel FALLOUT 4 etwas auszusetzen gibt, dann auf technischer Ebene. Genauer bei der Grafik, vor allem bei der Darstellung der Gesichter. Die Wachsfiguren, die einem hier begegnen, gebühren eher einem Spiel der letzten Konsolengeneration denn einem High-End-Produkt. Das ist sehr schade, denn vor allem das Design ist von A bis Z stimmig. Die zerfallenen Häuser, die verlassenen Fahrzeuge – genau so stelle ich mir die amerikanische Ostküste nach einem Atomkrieg vor. Im späteren Spielverlauf trüben leider gerade in weitläufigen Gebieten ein paar weitere Schnitzer die tolle Atmosphäre.
Spielerisch geben sich die Macher keine Blösse: Die Spielwelt ist riesig, das bewährte V.A.T.S.-Zielsystem funktioniert prächtig und als besonderes Zückerchen darf hier erstmalig Siedlungsbau betrieben werden. Man kann sein eigenes Häuschen bauen und darin zufrieden hausen – oder aber wirklich ein ganzes Dorf erschaffen, das dann von virtuellen Bewohnern bevölkert wird. Wenn viele Siedler mein Dörflein bevölkern, profitiere ich von Rohstoffen, die mir zugute kommen.
Fast perfekt – selbst für Rollenspielmuffel
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen es: Ich bin kein grosser Rollenspielfan. Vieles muss stimmen, damit ich mich dafür begeistern kann, stundenlang irgendwelche Quests zu erledigen oder eine Party auf die Beine zu stellen. Bei FALLOUT 4 stimmt fast alles. Das grossartige Endzeitszenario, der skurrile Humor, die Story – was Bethesda hier abliefert, ist verdammt nahe an der Perfektion. Selten hat mich ein Spiel derart gefesselt und mich über Stunden so gut unterhalten. Ich schlage mich völlig selbstverständlich mit in anderen Spielen höchst nervigen Statistiken rum, bastle mir höchst kreative Waffen oder überlege mir, wie ich meine Spielfigur mit Perks aufwerten kann.
Wenn ein Rollenspiel mich derart in seinen Bann zieht und über Stunden komplett absorbiert, dann ist das nichts anderes als ein Mega-Hit! Einen kleinen Punktabzug gibts für die etwas dürftige Grafik. FALLOUT 4 schrammt mit seinem Spieltrieb-Faktor von 9 von 10 Punkten wirklich haarscharf an der Top-Wertung vorbei.
Titel: Fallout 4
Plattform: PS4 (getestet), XBOX ONE, PC
PEGI: Ab 18 Jahren
Spieler: 1
Preis: ab ca. 79 Franken
Das Cover