Nach Hinweisen auf sexuellen Missbrauch und Vernachlässigung haben Soldaten und Polizisten im Westen von Mexiko 462 Kinder aus einem Internat befreit. Die Gründerin des Internats sowie acht Mitarbeiter wurden laut Staatsanwaltschaft festgenommen.
Es seien auch Erwachsene in der Einrichtung «La Gran Familia» (Die grosse Familie) in Zamora im Bundesstaat Michoacán gegen ihren Willen festgehalten worden, sagte der Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón, am Dienstag.
Die Kinder hätten in dem Haus unter menschenunwürdigen Bedingungen gelebt, seien sexuell missbraucht sowie zum Betteln gezwungen worden und hätten sich von verfaulten Lebensmitteln ernähren müssen, sagte Zerón weiter.
Es habe sich um seelischen und körperlichen Missbrauch gehandelt, die Kinder hätten das Gelände nicht verlassen dürfen. In der Einrichtung habe es zudem eine Ratten- und Wanzenplage gegeben, berichtete die Zeitung «El Economista».
50 Anzeigen in einem Jahr
Die Einrichtung existierte seit mehr als 40 Jahren. Gegen die Leitung des Internats gab es den Ermittlern zufolge in den vergangenen 12 Monaten 50 Anzeigen. Die Polizei habe es durchsucht, weil dort fünf entführte Kinder vermutet wurden.
Warum die Behörden nicht früher eingriffen oder niemand flüchtete, blieb zunächst offen. Die Babys, die in dem Heim zur Welt kamen, wurden als Kinder der Gründerin eingetragen. Den richtigen Eltern wurde es nach Behördenangaben verwehrt, ihre Kinder aufzuziehen.
Ein Opfer habe beim Erreichen seines 18. Lebensjahres vergeblich gefordert, das Heim verlassen zu dürfen, sagte Zéron. Die Frau sei 13 weitere Jahre in «La Gran Familia» geblieben.