Während Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Pensions- und Rentensysteme ausbauen, wurde das europäische Sozialstaatsmodell durch Finanzkrise und «kurzfristig gedachte Reformen» untergraben, bemängelt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO).
Die Altersversicherung ist nicht überall gewährleistet: Weltweit erhält nur knapp die Hälfte aller Menschen im Pensionsalter ein Rente. Und für viele der 52 Prozent, die tatsächlich eine Rentenzahlung erhalten, ist die Höhe nicht ausreichend.
Dies geht aus einem am Dienstag in Genf vorgestellten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Der grösste Teil der alten Frauen und Männer müsse deswegen arbeiten, so lange er könne – oft bei schlechter Bezahlung und unter prekären Verhältnissen, stellt die ILO fest. Der Bericht untersuchte die Pensions- und Rentensysteme in 178 Ländern.
Der Bericht unterscheidet dabei klar zwischen entwickelten Regionen wie etwa der Europäischen Union und aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländern wie beispielsweise China.
So sei innerhalb der EU das bewährte Sozialstaatsmodell durch die Finanz- und Wirtschaftskrise und «kurzfristig gedachte Reformen untergraben worden», kritisierte die ILO. Fast jeder vierte der rund 500 Millionen Europäer ist demnach negativ von gekürzten Sozialausgaben betroffen, die sich direkt auf die Altersversorgung auswirkten.
Erfolge in China
China habe seinerseits in den Jahren 2000 bis 2012 bemerkenswerte Fortschritte erzielt: Die Abdeckung durch das nationale Rentensystem sei von 25 auf 70 Prozent der Gesamtbevölkerung gestiegen, lobte die ILO.
Ähnlich wie die Volksrepublik hätten auch andere Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Pensions- und Rentensysteme massiv ausgebaut, was «eine sehr positive Bilanz» sei, sagte Isabel Ortiz, Direktorin der ILO-Abteilung für Sozialschutz.
Nach ILO-Angaben haben inzwischen mehr als 45 Länder eine Rentenabdeckung von 90 Prozent durch ihr jeweiliges System erreicht. Zudem hätten über 20 Entwicklungsländer uneingeschränkt zugängliche Altersversorgungsmodelle eingeführt – oder zumindest solche, die fast alle Älteren einbeziehen.
Die öffentlichen Rentenausgaben schwanken dabei zwischen elf Prozent der Wirtschaftskraft in westeuropäischen Staaten und null bis zwei Prozent in gering entwickelten Ländern.