Der FC Zürich unterliegt in Villarreal zwar 1:2, überzeugt beim Auftakt der Europa-League-Gruppenphase taktisch gleichwohl. Für den Unterschied sorgt Ex-Klubweltmeister Pato.
Wie gut und vor allem schnell dem FC Zürich der Quantensprung von der Challenge in die Europa League gelang, ist durchaus als bemerkenswert zu taxieren. Kaum ein Experte hätte wohl für möglich gehalten, dass der Super-League-Absteiger im El Madrigal nach 66 Sekunden den ersten Vorteil für sich beanspruchen würde.
Armando Sadiku stellte den Europa-League-Halbfinalisten der letzten Saison ohne Vorwarnung vor unlösbare Probleme. Die grosse albanische EM-Figur düpierte Villarreals Ersatzkeeper Andres Fernandez mit einem platzierten Schuss. Die energische Reaktion auf den Zürcher Coup blieb nicht aus, der Favorit verschaffte sich innert Kürze deutliche Vorteile – die Trendwende zu Gunsten der Spanier bahnte sich rasch einmal an.
Nach dem 1:2 Dos Santos‘ unmittelbar vor der Pause folgte im Duell mit dem europäischen Spitzenteam allerdings keinesfalls der schmerzhafte Aufprall auf dem harten internationalen Parkett. Uli Fortes couragierte Mannschaft verhielt sich weiterhin smart, dosierte das Risiko, taumelte kaum einmal.
Angesichts der jüngsten Abstürze von Schweizer Exponenten im Süden (Basels 0:5 in Valencia) schränkte der FCZ die Dominanz der Gastgeber auf ein erträgliches Mass ein; im gleichen Stadion haben im letzten Frühling Teams wie Bayer Leverkusen oder Napoli teilweise bedeutend schlechter ausgesehen.
Umaru Banguras Debüt in der Startformation? Der Captain des Nationalteams von Sierra Leone habe eben erst alle Namen der Mitspieler gelernt, flachste Coach Forte am Tag vor dem Abflug nach Spanien. «Seine Zeit kommt noch.» Sie kam früher als gedacht, weil der FCZ-Taktgeber seine Defensiv-Abteilung wegen der spanischen Qualität im Angriff um ein Element erweiterte.
Die taktischen Retouchen zahlten sich zumindest in der guten Startphase der Gäste aus. Nach Sadikus sehenswerter Führung liess der clever gruppierte Schweizer Cupsieger verhältnismässig wenig zu. Unter Beschuss geriet er nicht, aber der iberische Umschwung war trotz ansprechender Performance dennoch nicht abzuwenden.
Nicht zu stoppen war primär jener Professional mit dem prominentesten Namen auf dem Platz: Alexandre Pato, vor rund elf Jahren in Milan wie ein Heilsbringer empfangen und mit der Weltkarriere vor Augen, inzwischen nach persönlichen Kehrtwendungen und brasilianischen Irrwegen in der Primera Division angelangt.
Der 27-jährige Ex-Hoffnungsträger der Seleção sorgte mit zwei brillanten Aktionen für die kursweisende Differenz in der ersten Hälfte. Den Ausgleich markierte er in der 28. Minute selber, das 2:1 des früheren Barça-Talents Jonathan dos Santos bereitete er mit der Grandezza eines Topspielers vor.
Pato ragte als Kopf einer Equipe heraus, die wenig mit dem Liga-Alltag gemein hatte. Im Vergleich zum 2:0-Erfolg in Malaga rotierte der erst seit August amtierende Coach Fran Escriba acht frische Kräfte in die Startaufstellung; die beiden im Sommer für über 25 Millionen Euro engagierten Italiener Nicola Sansone und Roberto Soriano verfolgten das Geschehen weitgehend von der Ersatzbank aus.
Ein allzu grosser Hubraumverlust liess sich allerdings nicht feststellen – auch die «zweite» Garnitur besitzt so viel Substanz, wie sie in der Schweiz ausserhalb von Basel keine Organisation zu bieten hat. Auf dem Rasen stand zu Beginn immerhin ein Ensemble mit der Erfahrung von 215 Europacup-Partien.
Villarreal – Zürich 2:1 (2:1)
22’500 Zuschauer. – SR Delferière (BEL). – Tore: 2. Sadiku 0:1. 28. Pato (Dos Santos) 1:1. 45. Dos Santos (Pato) 2:1.
Villarreal: Fernandez; Rukavina, Alvaro, Ruiz, José Angel; Dos Santos (71. Castillejo), N’Diaye, Bruno Soriano, Tscheryschew (81. Bruno Soriano); Borré (67. Sansone), Pato.
Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic; Brunner, Sarr (57. Yapi), Kukeli, Voser; Winter (65. Schönbächler), Rodriguez (84. Cavusevic); Sadiku.
Bemerkungen: FCZ ohne Brecher, Kleiber (beide verletzt), Chiumiento (rekonvaleszent), Cabral (nicht im Aufgebot). Verwarnungen: 21. Dos Santos, 22. Voser, 51. Winter, 64. Kukeli, 86. Kecojevic, 93. Nef (alle Foul).