Nichts für schwache Nerven: Der furchtlose Fuzzy im Olympia Bob Run von St. Moritz nach Celerina.
Eine unbedachte Äusserung während der Bob-WM-Übertragung am Fernseher («Da wollt ich auch schon immer mal runterfahren!») führte zur jüngsten Herausforderung für euren furchtlosen Fuzzy. Tags darauf musste ich via Facebook erfahren, dass mich meine geliebte Joliejoli zur Taxifahrt von St. Moritz nach Celerina angemeldet hat.
Dem Spott meiner «Freunde» («Der Crestarun hat schon aus vielen Memmen Helden gemacht!»; «Aber sonst ist in eurer Beziehung alles in Ordnung?») zum Trotz sollte es am letzten Saisontag des Olympia Bob Run den Eiskanal hinuntergehen. Was da alles passieren kann, habe ich im Voraus in unzähligen Youtube-Clips gesehen.
Angereist waren wir stilecht mit dem Zug die weltberühmte Albulastrecke hinauf. Zur Henkersmahlzeit und gleichsam als Dankeschön ging es am Vorabend zu einer Adresse, die ebenfalls seit vielen Jahren auf Fuzzys Wunschliste stand: ins Talvo in Champfèr.
Was ich nicht wusste: Der berühmte Roland Jöhri hat das Restaurant vor zwei Jahren verkauft. Und zwar an den Zugunternehmer und alt SVP-Nationalrat Peter Spuhler. Was die hohe Russendichte im Restaurant erklären mag, andererseits aber den Schmerz über das fehlinvestierte halbe Vermögen nur verstärkt. Das Essen war nämlich bemerkenswert durchschnittlich und laut Urteil meiner kritischen Gattin «nie und nimmer einen Michelin-Stern wert». Sei es drum, man kann es ja nicht mitnehmen.
Am nächsten Tag klettern wir früh aus den Federn, bis auf einen Kaffee verzichte ich auf das Frühstück. Man will die nachfolgenden Bobs ja nicht mit Bröckli in der Bahn ausbremsen.
Den Weg dorthin hatten wir bereits gegooglemappt. Nach einer Viertelstunde Aufwärtsmarsch sagt Google, wir seien am Ziel. Keine Bobbahn weit und breit. Im nächsten Hotel erfahren wir, dass die Bahn am anderen Ende des Dorfs liegt. Huschhusch ein Taxi geentert, es bringt uns gerade noch rechtzeitig zum Anmeldeschalter, wo wir eine Viertelstunde anstehen. Unverzichtbar für die mentale Vorbereitung.
Die Minuten bis zum Start verstreichen in Windeseile. Wir bekommen die Nummer 8, den Woma-Bob. (Woma steht übrigens für Wohnmarkt. Da gibt es alles für die stilvolle Inneneinrichtung der Zweitwohnung.) Am Steuer: Daniel Suter, an den Bremsen: Heinz Mohler.
Während ich versuche, mir den Kopfpariser fachgerecht überzuziehen, verwirrt mich «Suti» mit letzten Instruktionen. Die wichtigste: «Kopf hochhalten, sonst drückt ihn dir die Fliehkraft in den Bob.» Anders als die Rennfahrer, die den Kopf in den Bob stecken, um das Grauen nicht zu sehen, soll ich mich mit offenen Augen in den Wahnsinn stürzen?!
Doch schon werden wir vom Speaker angekündigt und in den Bob gesetzt. Der Pilot haut Mitfahrer Patrik noch einen kumpelhaften Klaps auf den Helm, der Fotograf knipst ein letztes Bild, dann werden wir angeschoben. Nix mit selber anschieben und reinspringen. Kein Wunder fährt der Schlitten recht schneckig los. Doch das ändert sich schnell.
Eine Viertelminute später rattern wir durch die ersten Kurven, bis zu 300 Kilo (4 G) und das Gewicht von Fonzis Go-Pro-Cam drücken mein Haupt nach unten, mit aller Kraft halte ich dagegen.
Mit vollem Karacho donnern wir durch den weltberühmten Horse Shoe wie eine Murmel durch die Gluggerbahn. Bald darauf ist der Höllenritt vorbei. Viel zu schnell. Nicht mehr als 75 Sekunden braucht man für die 1722 Meter nach Celerina.
Im Ziel beglückwünschen uns Pilot und Bremser zur bestandenen Bobtaufe. Und schon sitzen wir auf dem Heck des Lasters, der uns und den Bob wieder nach oben bringt.
Wo ich unter Bonzen und Bobathleten, aber unversehrt an der Seite meiner Angebeteten das im Preis inkludierte Cüpli Prosecco hinunterstürze. Was tut man nicht alles, um den Weibern zu gefallen!
Weitere Abenteuer mit Fearless Fuzzy:
– Auf Safari im Busch von Botswana
– Fearless Fuzzy in der Luft