Roger Federer hat so viel auf Rasen gespielt wie noch nie vor Wimbledon – und spricht trotzdem von «viel Ungewissheit». Der siebenfache Champion will sich deshalb auf die ersten Runden konzentrieren.
Einerseits fühlt sich Roger Federer «so gut vorbereitet wie nie in anderen Jahren». Bei den beiden Turnieren in Stuttgart und Halle spielte er in den vergangenen Wochen sieben Matches auf Rasen – so viele wie noch nie. «Die vielen Spiele haben mir extrem viel Selbstvertrauen für das Knie, den Rücken und den Kopf gegeben.» Anderseits bleibt natürlich die Tatsache, dass er wegen Verletzungen und Krankheit in diesem Jahr erst sechs Turniere bestritten und keines gewonnen hat.
Noch schien Federer in den Bewegungen nicht ganz so geschmeidig wie vor den Knie- und Rückenverletzungen. Er führt dies aber auf die Verhältnisse zurück, die sehr feucht waren. Das hatte Auswirkungen auf die Courts. «Am Anfang ist es auf Rasenplätzen immer schwierig, sich zu bewegen. Für mich galt dies jetzt besonders.» Die Erwartungen Federers sind deshalb logischerweise weniger hoch. Er will noch nicht an mögliche Duelle mit Kei Nishikori (im Viertelfinal) oder Titelverteidiger Novak Djokovic (im Halbfinal) denken. «Ich bin extrem fokussiert auf die ersten Runden. Das war ich zwar in anderen Jahren auch, aber diesmal speziell.»
Federer beginnt sein 18. Wimbledon-Turnier am Montag gegen den Argentinier Guido Pella (ATP 51), in der 2. Runde würde er auf den Litauer Ricardas Berankis (ATP 53) oder den englischen Qualifikanten Marcus Willis (ATP 775) treffen. Diese Auslosung müsste eigentlich den gewünschten sanften Einstieg garantieren.
Wawrinka: «Muss sofort bereit sein»
Wimbledon ist normalerweise Roger Federers Territorium, angesichts dessen schwieriger Vorgeschichte könnten die grösseren Schweizer Hoffnungen in diesem Jahr aber auf Stan Wawrinka ruhen, auch wenn das Grand-Slam-Turnier im Südwesten Londons das einzige ist, bei dem der Lausanner noch nie über die Viertelfinals hinauskam. Wawrinka weilt bereits seit gut zwei Wochen in London und nutzte die Zeit zu intensiven Trainings mit seinem neuen Co-Coach Richard Krajicek.
«Es war Magnus (Normans) Idee, Richard (Krajicek) anzufragen», erzählt Wawrinka. «Und jetzt war die ideale Zeit dafür.» Sie hätten an Sachen gearbeitet, bei denen der Wimbledonsieger von 1996 besonders hilfreich sei. «Taktische Sachen, mentale, aber das meiste behalten wir lieber für uns.» Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zusammenarbeit mit Krajicek über Wimbledon hinaus verlängert wird.
Wawrinka fühlt sich auf Rasen immer besser. «Es fehlt nicht viel für den Durchbruch, ich hoffe hier immer auf ein grosses Turnier.» Der Romand startet am Dienstag gegen den amerikanischen Teenager Taylor Fritz (ATP 63), mit dem er im Mai in Madrid erstmals trainierte. «Er schlägt gut auf, spielt sehr aggressiv und setzt dich permanent unter Druck», stellt Wawrinka fest. «Ich muss also sofort bereit sein.»