Roger Federer und Stan Wawrinka starten am Montag zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Während Wawrinka zu den Sieganwärtern gehört, ist Federer für einmal der Underdog.
Roger Federer brennt auf seine ersten zählendes Matches seit Wimbledon vor mehr als sechs Monaten, darauf, dass es in Melbourne endlich los geht. Denn eines sagt der 17-fache Grand-Slam-Champion klar: «Ich bin kein Trainingsweltmeister. Das werde ich nie sein und wollte es auch nie.» Er habe aber sehr hart trainiert im Dezember in Dubai und fühle sich in einer «super körperlichen Verfassung». In dem Sinn sei er wohl stärker als in den vergangenen Jahren, gleichzeitig aber auch schwächer, weil die Matches fehlten.
«Es ist logisch, dass ich nicht die gleichen Ambitionen hegen kann», gibt er zu. «Die grosse Unbekannte ist, wie ich mehrere lange Matches über drei Gewinnsätze verkraften werde.» Nach der langen Pause brauche es einen grösseren Effort, «um Punkt für Punkt konzentriert zu bleiben». Ein erstes Mal testen kann dies Federer am Montag in der Night Session (ca. 10.30 Uhr Schweizer Zeit) in der Rod Laver Arena gegen Jürgen Melzer (ATP 300). Der ehemalige Top-Ten-Spieler aus Wien ist noch zweieinhalb Monate älter als der Basler und durch mehrere Schulteroperationen weit zurück geworfen worden. Federer hat drei von vier Duellen gegen den Linkshänder gewonnen, das letzte vor sechs Jahren in Monte Carlo ging aber an Melzer.
«Eine gewisse Nervosität ist da», stellt Federer fest. «Aber mit meiner Erfahrung sollte mich das nicht allzu sehr durcheinanderbringen.» Dass er für einmal nicht einer der Mitfavoriten auf den Titel ist, nimmt er gelassen. «Ich bin lieber der Favorit», meint er. «Aber für einmal der Underdog zu sein, ist für mich auch okay.» Zumindest die Bedingungen sollten ihm passen. «Die Plätze sind sehr schnell, das ist gut für mein Spiel.»
Wawrinka bereit für den nächsten Coup
Zu den ersten Anwärtern auf den Titel gehört hingegen Stan Wawrinka, der sein Erstrundenspiel gegen den Slowaken Martin Klizan (ATP 34) am Montag fast zeitgleich mit Federer auf dem zweitgrössten Platz absolviert (9.00 Uhr). «Es ist schön, beim Turnier zurück zu sein, das meine Karriere verändert hat», sprach der Romand seinen ersten Grand-Slam-Titel in Melbourne vor drei Jahren an.
Über konkrete Ziele wollte er sich nicht auslassen. «Ich möchte mich für das Masters Ende Jahr qualifizieren. Auf dem Weg möchte ich sicher noch den einen oder anderen Titel gewinnen», sagt er. In Melbourne konzentriere er sich erstmal auf die 1. Runde. Mit seiner Vorbereitung sei er sehr zufrieden: «Ich habe in Brisbane drei gute Matches gespielt und bin in sehr guter Form.»
Von Rückkehrer Federer erwartet Wawrinka einiges: «Mit seinem Ranking kann er der grosse Spielverderber sein.» Der Basler ist nach seiner Pause nur noch die Nummer 17 der Welt und könnte deshalb nach Siegen gegen zwei Qualifikanten in den ersten zwei Runden bereits in der 3. Runde gegen Tomas Berdych, den Weltranglisten-Zehnten und Australian-Open-Halbfinalisten von 2014 und 2015, antreten müssen. Die beiden Schweizer könnten erst im Halbfinal aufeinandertreffen.