Mit dem rechnete niemand! Roger Federer scheidet am Australian Open in vier Sätzen gegen den 30-jährigen Südtiroler Andreas Seppi (ATP 46) aus: 4:6, 6:7, 6:4, 6:7 in 2:57 Stunden.
Was für eine Überraschung! Roger Federer war in Melbourne noch nie in den ersten zwei Runden ausgeschieden. In der 3. Runde verlor er ebenfalls erst zweimal, nämlich vor 15 und 14 Jahren jeweils gegen Arnaud Clément.
Aber Federers Niederlagen gegen Aussenseiter häufen sich. Vor anderthalb Jahren scheiterte er sogar in Wimbledon an Sergej Stachowski, der damals nur die Nummer 116 der Welt war. Und letzten Frühling unterlag Federer am Masters-1000-Turnier von Rom einem Widersacher (Jérémy Chardy als Weltranglistennummer 47), der damals ähnlich klassiert war wie nun Seppi.
Zu viele Eigenfehler
Aber eine Niederlage gegen Seppi schien dennoch bis zum verwerteten ersten Matchball undenkbar. Der Südtiroler, der bloss drei Jahre jünger ist als Federer, galt bislang als Lieblingsgegner Federers. Nur David Ferrer (16x), Michail Juschni (15x), Jarkko Nieminen (14x) und Feliciano Lopez (11x) hatte Federer vorher ohne eine Niederlage öfter besiegt als Seppi (10x). 21:1 lautete vor dem Sechzehntelfinal in Melbourne das Satzverhältnis zwischen dem Basler und dem Südtiroler.
Diesmal war alles anders. Andreas Seppi spielte vorzüglich. Seine Vorhand erwies sich als effizienter als diejenige von Roger Federer, die als eine der besten aller Zeiten in die Tennisgeschichte eingehen wird. Und Federer spielte nicht gut. Ihm unterliefen viel zu viele Fehler. Beim Aufschlag wirkte er unkonstant und alles andere als locker. Schon in den ersten 65 Minuten der Partie unterliefen Roger Federer seltene 5 Doppelfehler.
Diese Fehler führten dazu, dass der Italiener nach anderthalb Stunden mit 2:0 Sätzen führte, und das nicht einmal unverdient, obwohl Federer im Tiebreak des zweiten Satzes mit 4:1 und 5:3 geführt hatte. Aber Seppi hatte in diesem zweiten Satz vor dem Tiebreak seinerseits schon zweimal mit Break 2:1 und 5:4 geführt.
Wieder weit entfernt von der Nummer 1
Ab dem dritten Satz steigerte sich Federer. Nach 2 Stunden und 22 Minuten hatte er in Sachen Gewinnschlägen zu den unerzwungenen Fehlern aufgeholt (45:45). Federer holte sich mit einem frühen Aufschlagdurchbruch (zum 2:1) den dritten Satz. Im vierten Satz gelang ihm aber kein Break; seinen einzigen Breakball vergab er gleich im ersten Game. Und im Tiebreak zwang wiederum Seppi, und wiederum nach Rückständen, das Glück auf seine Seite. Federer führte 1:0, 3:1, 4:3 und 5:4. Bei 5:4 konnte er zweimal aufschlagen. Aber Seppi gelangen zwei Mini-Breaks nacheinander. Und den ersten Matchball verwandelte er mit einem glückhaften Passierball. Seppi: «Ich weiss nicht einmal, wie ich diesen Ball getroffen habe. Ich dachte, dass sei ein Winner von Federer.»
Für Roger Federer entschwindet die Nummer 1 in der Weltrangliste nach dieser frühen Niederlage wieder in weite Ferne. Um gegen Novak Djokovic im Rennen zu bleiben, muss Federer nun auf eine frühe Niederlage auch des Weltranglistenersten hoffen. Federer selber verabschiedet sich vorerst in die Ferien. Während der nächsten Tage und Wochen wird er seine Saisonplanung erstellen. Seine nächsten Turniere wird er in Dubai und Indian Wells bestreiten. Dazwischen stünde der Davis Cup in Lüttich im Terminkalender. Ob Federer teilnehmen wird, hat er noch nicht entschieden.
»» Die Livescores der laufenden Partien finden Sie auf der offiziellen Website des Turniers.