In einem Interview spricht Roger Federer ausführlich über sein Comeback im nächsten Jahr und seine Pläne für die Zukunft: «Ich hoffe, es gibt nochmals ein richtiges Hurra.»
Am Rande der Eröffnung von Rafael Nadals neuer Tennis-Akademie auf Mallorca sprach Roger Federer im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erstmals ausführlich über seine Auszeit wegen der Knieverletzung und die kommenden Jahre. Das Wichtigste: Er denkt nicht an einen baldigen oder leisen Rücktritt.
«Mein letztes Hurra, das könnte Jahre dauern, je nach Sichtweise», sagt er. «Ja: Ich hoffe, es gibt nochmals ein richtiges Hurra. Aber ich erwarte viel mehr, als dass es nur ein Turnier oder ein Match wäre.» Sonst hätte er sich nicht eine so lange Pause genommen. Federer erklärte nach dem Turnier in Wimbledon, wo er den Halbfinal erreichte, den Verzicht auf den Rest der Saison. Sein Comeback ist beim Hopman Cup Anfang Januar in Perth (mit Belinda Bencic) geplant.
«Ich bin neugierig, wie die ersten sechs Monate verlaufen», erzählt Federer. Er werde ja einige Ränge zurückfallen (etwa auf Position 15). «Da wird es interessante Konstellationen geben durch die Auslosungen. Aber Angst? Wenn ich vor etwas Angst oder Respekt habe, dann vor einer neuen Verletzung.» Zuversicht schöpft er aus der Tatsache, dass er nach der Operation am Meniskus sehr schnell auf ein beachtliches Niveau zurückkehrte. «Die schwierige Phase war zwischen Rom und Wimbledon, weil ich merkte: Etwas stimmt nicht mit dem Knie, es geht mir nicht gut, ich spüre keinen Fortschritt, ich bin für Wimbledon nicht gut vorbereitet.» Dennoch erreichte er da die Halbfinals und verlor äusserst unnötig gegen Milos Raonic. «Ich war selber überrascht, wie weit ich kam. Deshalb ist es eines meiner denkwürdigsten Wimbledon», findet der achtfache Champion.
Mittlerweile geht es dem Knie wieder ziemlich gut. «Die nächsten sechs bis acht Wochen zeigen, ob das Knie wieder gut ist. Ich glaube, ich muss nicht mehr aufpassen. Ich habe ein normales, stabiles Knie, das Gefühl ist normal», versichert Federer. «Wir liessen uns viel Zeit und bauten alles Schritt für Schritt auf.» Die Hoffnung sei, dass er im konditionellen Bereich schon fast wieder bei 100 Prozent sei. Ab nächster Woche wolle er in den folgenden «acht, neun Tagen etwa fünf-, sechsmal trainieren». Dann ist auch Coach Ivan Ljubicic wieder dabei.
Die freie Zeit nützte Federer für Dinge, die sonst zu kurz kommen. Natürlich habe er die Matches vermisst, «aber extrem war es nicht». Die Resultate habe er aber schon jeden Tag gecheckt. Er habe es auch genossen, längerfristig planen zu können, mit Freunden abzumachen und mit der Familie wandern zu gehen. Seit Wimbledon verbrachte er, abgesehen von kurzen Abstechern nach New York und Paris, die gesamte Zeit in der Schweiz. Erst für die unmittelbare Vorbereitung auf die kommende Saison im November und Dezember wird er an den Zweitwohnsitz in Dubai dislozieren.