Roger Federer spielt heute ab etwa 22.15 Uhr am US Open in New York im Final gegen Novak Djokovic um seinen 18. Grand-Slam-Titel. Es ist bereits das sechste Final-Duell der beiden in diesem Jahr.
Als «Clash of the Titans» kündigte die «New York Post» das 42. Duell zwischen Roger Federer und Novak Djokovic an, das heute im Arthur-Ashe-Stadion, der grössten Tennis-Arena der Welt, über die Bühne gehen wird. «Vergesst die Big 4, es sind nur noch die Top 2.» Und für die «New York Times» ist das erneute Aufeinandertreffen der Nummern 1 und 2 der Welt zwei Monate nach dem Wimbledon-Final das «Duell der Schwergewichte». Allein in den letzten zwei Jahren traten die beiden 13 Mal gegeneinander an, wobei der Serbe die beiden Finals in Wimbledon jeweils für sich entschied. Das letzte Aufeinandertreffen in Cincinnati gewann Federer in zwei Sätzen, womit er im Direktduell wieder in Führung liegt (21:20 Siege).
Ein weiteres Duell zwischen Federer und Djokovic im letzten Major-Final des Jahres ist nichts als logisch. Djokovic ist seit Jahren der konstanteste und beste Spieler auf der Tour und bestreitet heute seinen 16. Grand-Slam-Final innerhalb von fünf Jahren (und 21 Major-Turnieren). Bereits jetzt ist klar, dass der neunfache Grand-Slam-Sieger das Jahr als Nummer 1 abschliessen wird. Erstmals in seiner Karriere erreichte der 28-Jährige in einem Kalenderjahr an allen vier Major-Turnieren den Final. Nur Stan Wawrinka sorgte mit seinem grandiosen Sieg im French-Open-Final in Paris dafür, dass Djokovic im Big Apple nicht um den Gewinn des Grand Slams spielt.
Federer schaffte es vor Djokovic als Letzter, in alle vier Major-Finals einzuziehen, als er 2009 seinen bis heute letzten von sechs Finals am US Open bestritt. Federer hinterliess im Lauf des Turniers den besten Eindruck. Mit seiner offensiven Taktik, spielerischen Brillanz und körperlichen Fitness marschierte er durch das Tableau wie in seinen erfolgreichsten Tagen. Erstmals seit Wimbledon 2008 erreichte der 34-jährige Baselbieter wieder einen Grand-Slam-Final ohne Satzverlust; es ist das vierte Mal, dass dies Federer gelungen ist. Seit Beginn der Hartplatzsaison hat er alle 28 gespielten Sätze gewonnen und nur zweimal – in der 3. Runde gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber – seinen Aufschlag abgeben müssen.
Auf den «Swiss Maestro» prasseln in diesen Tagen von allen Seiten Lobeshymnen ein. Mit seiner Genialität verzückt Federer die Massen, vor allem auch wegen ihm strömen Tausende von Fans und Dutzende von Celebrities nach Queens ins Billie Jean King National Tennis Center. Lindsey Vonn, Ex-NBA-Star Clyde Drexler, NHL-Goalie Henrik Lundqvist, Turn-Olympiasiegerin Nastia Liukin oder James Blake sahen Federers Gala-Vorstellung beim 6:4, 6:3, 6:1 im ersten rein schweizerischen Grand-Slam-Halbfinal gegen Stan Wawrinka. Er selbst habe sich immer wieder von Sportgrössen wie Michael Schumacher, Valentino Rossi, Tiger Woods, Michael Jordan oder Pete Sampras inspirieren lassen, sagte Federer nach dem Halbfinal. «Ich bewunderte sie für ihre Dominanz auf einem Top-Level.»
Längst dient Federer selbst als Inspiration für andere. In New York zeigten sich Experten und Gegner beeindruckt von der Verfassung des Schweizers, der sich mit 34 Jahren mit einer Leichtigkeit und einer Spielfreude auf dem Platz präsentiert, die seinesgleichen sucht. Auch Djokovic lobte seinen heutigen Widersacher. Federer habe seine Schnelligkeit verbessert, weswegen auch sein Defensivspiel besser geworden sei. «Er spielt noch aggressiver, kommt oft ans Netz, variiert viel und versucht die Ballwechsel kurz zu halten», so der Serbe, der seinen sechsten Final in Flushing Meadows bestreitet. Gewonnen hat er das Turnier erst einmal (2011). 2007 unterlag er im Final Federer, 2010 und 2013 Rafael Nadal, 2012 Andy Murray. 2010 und 2011 siegte Djokovic im Halbfinal gegen Federer jeweils nach abgewehrten Matchbällen.
Auch Federer ist beeindruckt von seinem heutigen Widersacher. «Novak spielt eine herausragende Saison und bewegt sich ist seit Jahren am besten auf Hartplatz.» Die Duelle gegen den Serben seien jeweils ein offener Schlagabtausch. Beiden liege das Spiel des anderen, weswegen die Partien immer ausgeglichen seien. «Das ist das Coole an unserer Rivalität.» Die Basis zu einem möglichen Erfolg sei der Aufschlag. «Und dann muss ich auch gegen ihn offensiv spielen, damit er nicht in die langen Ballwechsel kommt und seinen Rhythmus findet.» Körperlich und mental sei er topfit, so Federer. «Da kann ich aus dem vollen Schöpfen, was sehr wichtig ist.»
Federer, den die New Yorker wie keinen Zweiten verehren, wird im Final die grosse Mehrheit des Publikums hinter sich wissen. Mit seinem sechsten US-Open-Titel – dem ersten Major-Titel seit Wimbledon 2012 – würde der Baselbieter Pete Sampras und Jimmy Connors überflügeln und damit zum Rekordsieger der Profiära (seit 1968) sowie zum ältesten US-Open-Sieger seit Ken Rosewall 1970 avancieren. Djokovic sei die grösstmögliche Herausforderung für diesen Final, so Federer. «Für diese bin ich aber bereit.»