Der 22. Sieg von Roger Federer gegen Novak Djokovic ist nicht sein wichtigster. Dennoch zeigt sich der Schweizer erfreut, aber auch überrascht über seinen Erfolg an den ATP-Finals in London.
Nach dem überzeugenden 7:5, 6:2-Erfolg im zweiten Gruppenspiel gab Roger Federer offen zu: «Ich habe mich im Vorfeld mehr darauf konzentriert, gegen Berdych und Nishikori zu gewinnen und mir gesagt: Schauen wir mal, wie es gegen Novak läuft. Das zeigt mir, dass ich selber überrascht bin und nicht mit diesem Sieg gerechnet habe.» Aber er habe an seine Chance geglaubt und und eine klare Idee im Kopf gehabt, wie er spielen wolle.
Djokovic kam nie so richtig ins Spiel und leistete sich viele ungewohnte Fehler. Er hatte in über drei Jahren 38 Indoor-Spiele in Folge gewonnen und seit der Finalniederlage gegen Federer in Cincinnati Mitte August überhaupt nicht mehr verloren (23 Siege). Die Weltnummer 1 gab sich nach dem Spiel sehr selbstkritisch: «Ich habe ihm den Sieg geschenkt.» Federer habe aber geschickt variiert und intelligent aufgeschlagen. Der 34-jährige Basler zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Spiel, fand aber auch: «Djokovic hat sicher nicht sein bestes Match gezeigt.» Es sei deshalb wichtig gewesen, diese Chance zu packen.
Er sei sehr locker gewesen, sagte Federer, der im vergangenen Jahr zum Final gegen Djokovic wegen Rückenproblemen nicht antreten konnte und das Gefühl hatte, etwas gutmachen zu müssen. Er hätte sich auch eine Niederlage leisten können und mit einem Erfolg im dritten Spiel gegen Kei Nishikori trotzdem die Halbfinals erreichen können. Dennoch stuft er den Sieg hoch ein: «Er kann mir im weiteren Turnier, vor allem aber auch im nächsten Jahr helfen. Es tut immer gut, gegen Novak zu gewinnen.» Insgesamt hat er in den Direktduellen mit 22 zu 21 nun wieder die Führung übernommen.
Vor allem aber sicherte sich Federer bei seinem 14. Masters-Auftritt vorzeitig zum 13. Mal die Qualifikation für die Halbfinals. Mit einem Sieg zum Abschluss am Donnerstag gegen Tomas Berdych schafft dies auch Djokovic. «Er bleibt für mich der Turnierfavorit», sagt Federer. «So, wie ich ihn kenne, wird er einen Weg finden, noch stärker zurückzukommen.» Es könnte deshalb gut sein, dass sich die beiden Giganten auch im Final noch einmal gegenüberstehen.