Roger Federer für die Schweiz und Simone Bolelli (ATP 76) für Italien eröffnen heute Nachmittag den Davis-Cup-Halbfinal. Wie vor 22 Jahren wollen die Schweizer in Genf in den Final stürmen.
Die Auslosung am Donnerstag in der Victoria Hall, der prunkvollen Genfer Konzerthalle, stellte für die sportliche Affiche bloss das Vorgeplänkel dar. Immerhin überraschten die Italiener mit der Aufstellung. Simone Bolelli wurde für das erste Einzel gegen Roger Federer (ATP 3) nominiert. Das italienische Team traut Bolelli auf dem schnellen Hallenboden wohl mehr zu als dem in der Weltrangliste 28 Plätze besser klassierten Andreas Seppi (ATP 48).
Das zweite Einzel vom Freitag werden vor 18’400 Zuschauern in der ausverkauften Palexpo-Halle Stan Wawrinka (ATP 4) und Italiens Nummer 1 Fabio Fognini (ATP 17) bestreiten. Und fürs Doppel gegen Federer/Wawrinka nominierten die Italiener Paolo Lorenzi, den Schweizer Interclub-Meister mit Cologny GE, und Seppi.
«Ich habe eher mit Seppi als mit Bolelli als Gegner gerechnet», meinte Roger Federer. «Aber wir schauen ohnehin auf uns. Wenn wir unsere Sache gut machen, spielt es keine Rolle, ob der Gegner Bolelli oder Seppi heisst. Und ich rechne auch nicht damit, dass am Samstag tatsächlich Lorenzi und Seppi zum Doppel antreten werden.»
Die Auslosung im Davis Cup bedeutet nicht viel. Die Regeln geben vor, dass am Freitag beide Nummern 1 gegen die Nummer 2 des Gegners antreten. Die Doppel werden zwar nominiert, die Aufstellung kann aber bis eine Stunde vor Spielbeginn geändert werden. Und weil auch für den Sonntag die Spielreihenfolge vorgegeben ist (zuerst die beiden Nummern 1 gegeneinander), wurde von «Glücksfee» Marc Rosset lediglich ermittelt, ob am Freitag zuerst Federer oder Wawrinka auf den Platz darf. «Mir ist es nur recht, dass ich beginnen kann», so Federer. «Ich kann mit einem gelungenen Start etwas Druck von Stans Schultern nehmen.»
Es mag für die Schweizer von Vorteil sein, dass Federer beginnen darf, notabene gegen einen Gegner, den er vor fünf Jahren im Davis Cup sogar auswärts (in Genua) ganz klar geschlagen hat (6:3, 6:4, 6:1). Die Schweizer starten in Genf als haushohe Favoriten in den Halbfinal. Mit dieser Favoritenrolle sind sie aber nicht immer gut zurechtgekommen. Vor zwei Jahren, als erstmals wieder vom Davis-Cup-Triumph gesprochen wurde, endete der Anlauf von Federer und Wawrinka schon in der 1. Runde in Freiburg mit einem 0:5 gegen die USA. Und vor fünf Monaten geriet der Viertelfinal gegen Kasachstan überraschenderweise trotz Bestbesetzung zum Zitterspiel (3:2-Sieg nach 1:2-Rückstand). Sowohl gegen die USA als auch gegen Kasachstan hatte Stan Wawrinka das ersten Einzel bestritten, verloren und sein Team so schon früh in Rücklage gebracht.
Die Schweizer tun auf jeden Fall gut daran, nicht auf dem hohen Ross in die Palexpo-Halle einzureiten. Erste Alarmsignale leuchteten diese Woche schon auf, als Federer und Wawrinka erklärten, sie gingen davon aus, in dieser Saison noch mehr als einmal Davis Cup zu spielen, also nach dem Halbfinal auch noch den Final. In einer Davis-Cup-Begegnung kann viel passieren, das beweist allein schon der Blick zurück auf die Begegnungen im Palexpo, der Heimstätte des Automobil-Salons. Vor 22 Jahren gastierte der Davis Cup erstmals im Palexpo. Damals erreichten Marc Rosset und Jakob Hlasek für die Schweiz mit einem 5:0 über Brasilien zum bislang einzigen Mal den Davis-Cup-Final, der später in Fort Worth, Texas, gegen die USA mit 1:3 verloren ging. Schon damals, zwei Monate nach Rossets Olympiasieg in Barcelona, herrschte die grosse Euphorie. 55’000 Zuschauer verfolgten damals die Partie an den drei Tagen. Diesmal ist die Arena mit einem Fassungsvermögen von 18’400 Zuschauern sogar noch um ein paar Plätze grösser aufgestellt. Wieder wurden die Tickets im Rekordtempo abgesetzt.