Roger Federer und Stan Wawrinka stehen sich am Sonntag in Indian Wells im Final gegenüber. Wawrinka schlägt im Halbfinal Pablo Carreño Busta genauso souverän wie Federer den Amerikaner Jack Sock.
Die beiden Schweizer Tennisasse erwiesen sich in Kalifornien als Wüstenfüchse. Stan Wawrinka benötigte nur 65 Minuten für den 6:3, 6:2-Erfolg über Pablo Carreño Busta, der am Montag in der neuen Weltrangliste erstmals unter die Top 20 (auf Platz 19) vorstossen wird. Roger Federer machte mit dem Amerikaner Jack Sock (ATP 18) ebenfalls kurzen Prozess: 6:1, 7:6 (7:4) in 74 Minuten. Beide Schweizer Routiniers liessen ihren viel weniger erfahrenen Widersachern keine Chance. Sowohl Carreño Busta wie Sock standen erstmals in den Halbfinals eines Grand-Slam- oder Masters-1000-Turniers: Der Spanier hatte hierfür 31 Mal Anlauf nehmen müssen, Jack Sock aus Nebraska sogar 42 Mal.
Roger Federer knöpfte zumindest im ersten Satz nahtlos an die grandiosen Leistungen der letzten Tage an. Der 35-jährige Basler ist bei seinem Comeback im dritten Turnier nach einem halben Jahr Pause schon viel, viel weiter, als er sich das Anfang Jahr erträumt hätte. Federers Aufschlag erwies sich bislang als unwiderstehliche Waffe: Er brachte in Indian Wells alle 37 Aufschlagspiele durch und musste erst einmal – im Startspiel gegen den Franzosen Stéphane Robert, als längst alles mehr als vorentschieden war – einen Breakball abwehren.
Die Schweizer Dominanz in den Halbfinals überraschte, denn die Gegner erfreuten sich zuletzt ebenfalls ausgesprochen starker Form. Jack Sock gewann seit dem letzten US Open hintereinander gegen fünf Top-10-Spieler: Marin Cilic (am US Open), Milos Raonic (in Schanghai und Delray Beach), Dominic Thiem (in Paris-Bercy) und Kei Nishikori (im Viertelfinal von Indian Wells). Allerdings verschleuderte Sock bei seinen vier Siegen in jeweils drei Sätzen in Indian Wells (unter anderem auch gegen Henri Laaksonen) zuviel Energie. Federer legte gegen Sock einen Blitzstart hin (6:1) und geriet auch im spannenderen zweiten Satz kaum in Gefahr.
23. Duell zwischen Federer und Wawrinka
Auch Pablo Carreño Busta, Wawrinkas Halbfinalgegner, erfreute sich zuletzt der besten Verfassung seiner Karriere. Der 25-jährige Spanier wird in der neuen Weltrangliste nächsten Montag erstmals unter die besten 20 Akteure vorstossen (Platz 19). Gegen Wawrinka wurde Carreño Busta indessen überfordert. Carreño Busta verlor auch den 15. Vergleich mit einem Top-10-Spieler.
In den Runden zuvor hatte «Stan the Man» gegen Yoshihito Nishioka (ATP 70) und Dominic Thiem (ATP 9) auch eine Portion Glück benötigt, um jeweils im Tiebreak des dritten Satzes den Achtel- und Viertelfinal zu überstehen. Neun Jahre ist es her, seit Wawrinka am Swiss Open in Gstaad zweimal in Folge Entscheidungssätze im Tiebreak gewonnen hatte. Damals fehlte Wawrinka nach den Strapazen gegen Stéphane Bohli und Guillermo Cañas die Kraft, um auch den Halbfinal gegen den späteren Turniersieger Victor Hanescu zu gewinnen. Diesmal bekundete der Romand mit dem Kräfteverschleiss keine Probleme mehr. Wawrinka zeigte eine bärenstarke Leistung – vergleichbar in dieser Woche einzig mit Federers grandioser Leistung vom Mittwoch gegen Rafael Nadal.
Am späten Sonntagabend Schweizer Zeit (nicht vor 21.00 Uhr) kommt es so zum Final zwischen den mit Abstand stärksten Akteuren dieser Woche. Roger Federer triumphierte in Indian Wells schon viermal – das erste Mal vor 13 Jahren, zuletzt 2012. Stan Wawrinka, der amtierende US-Open-Champion, qualifizierte sich zum vierten Mal und erstmals in Nordamerika für den Final eines Masters-1000-Turniers.
Seinen bislang einzigen Triumph an einem Event dieser Grössenordnung (neben den drei Grand-Slam-Titeln am Australian Open, in Roland-Garros und am US Open) holte Wawrinka vor drei Jahren in Monte Carlo – mit einem 4:6, 7:6 (7:5), 6:2-Finalsieg gegen Federer. In den Direktbegegnungen zwischen Federer und Wawrinka dominierte aber in der Regel der Deutschschweizer: 19:3 steht es nach Siegen für Federer. Im Januar am Australian Open standen sich die beiden Freunde im Halbfinal gegenüber, damals siegte Federer 7:5, 6:3, 1:6, 4:6, 6:3.