Grund für die Entgleisung einer Zürcher S-Bahn in Schwerzenbach im Februar 2013 ist in erster Linie eine Fehleinschätzung: Nachdem ein Lokführer von einem Schaden am Gleis berichtet hatte, leitete der Fahrdienstleiter keine Massnahmen ein.
Der zuständige Fahrdienstleiter in Wetzikon bot keine Fachdienste auf und unterliess es, den Lokführer des später entgleisten Zuges über den Vorfall zu informieren. Dies geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (SUST) hervor.
Gemäss Bericht verhielt sich der Fahrdienstleiter «nicht vorschriftsgemäss». Der Führer eines voranfahrenden Zuges hatte diesem gemeldet, dass es bei Schwerzenbach «getätscht» habe, also einen heftigen Knall gegeben habe, als er mit seiner Komposition über diesen Abschnitt gefahren sei.
Empfehlung kam nie beim Lokführer an
Der Lokführer habe dem Fahrdienstleiter weiter mitgeteilt, dass der Führer des nachfolgenden Zuges an dieser Stelle deshalb besser «auf Sicht» fahren solle, also mit maximal 10 Stundenkilometern. Diese Empfehlung kam beim betroffenen Lokführer allerdings nie an. Er fuhr somit mit unverminderter Geschwindigkeit über die Stelle.
Das Resultat: Die Nacht-S-Bahn von Zürich HB nach Pfäffikon SZ entgleiste. Die gesamte vierteilige Zugkomposition sprang aus den Schienen. Um die Lok und die drei Wagen wieder auf die Gleise zu hieven, mussten zwei Kräne aufgeboten werden. Die 125 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Verletzte gab es keine.
SBB: Fahrdienstleiter werden besser geschult
Die SBB reagierte bereits vor der Publikation des SUST-Berichtes auf den Vorfall. Die Fahrdienstleiter würden nun jährlich geschult und dabei insbesondere auf Meldungen der Lokführer sensibilisiert, teilte die SBB mit. Die Entgleisung in Schwerzenbach sei bereits als Lernbeispiel in die Kurse eingeflossen.
Auch was das beschädigte Gleis betrifft, ging die SBB über die Bücher. Auf hochbelasteten Strecken – wie jene im Zürcher Oberland – wird nun jedes Jahr eine zusätzliche Ultraschallüberprüfung der Gleise durchgeführt. Somit werden diese Streckenabschnitte dreimal geprüft statt wie bisher zweimal. Die Regelmässigkeit von Schleifarbeiten an den Gleisen wurde zudem fast verdoppelt.