Der Schweizer Benjamin Weger verpasst an den WM in Hochfilzen einen Coup. Der Walliser ist im Einzel über 20 km auf Medaillenkurs, ehe er im letzten Stehend-Anschlag noch eine Scheibe stehen lässt.
Benjamin Weger erreichte in der Endabrechnung Platz 10 mit 1:01 Minuten Rückstand auf Bronze. Dieser eine Fehlschuss kostete ihm die Medaille, denn in der schiesslastigen Disziplin Einzel wird eine Strafminute pro Fehler zur Laufzeit addiert. Mit dem Wissen um die Medaillenchance hätte der Schweizer die Schlussrunde bestimmt etwas schneller abgespult.
«Ich habe gewusst, dass es nun um die Wurst geht», blickte Weger auf die entscheidende Situation zurück. «Ich spürte eher Motivation als Druck. Aber dieses Schiessen war extrem schwierig, weil mir der Sauerstoff ausging.» Der Schweizer bekundete Mühe, das Gewehr ruhig zu halten. «Beim einen Fehler ging die Kugel laut dem Trainer nur haarscharf daneben. Andererseits hatte ich auch Glück, dass die vier anderen Treffer kamen. Zweimal konnte ich gerade noch abbrechen, bevor es einen Fehler gegeben hätte», erzählte der Walliser. «Zwar ist es hart zu akzeptieren, dass ich wohl die Medaille vergab, aber ich darf auch zufrieden sein, dass ich mit diesem Resultat durchgekommen bin», bilanzierte er. «Insgesamt überwiegt die Genugtuung, weil ich nun auch mal an einem Grossanlass eine tolle Leistung abrufen konnte», fügte er an.
Hochfilzen wäre um ein Haar wiederum zur historischen Schweizer Biathlon-Destination geworden. Matthias Simmen holte im Tirol im Dezember 2006 den ersten Schweizer Weltcup-Podestplatz, Weger stand 2011 gleich zweimal auf dem Podest und Selina Gasparin lief 2013 zum ersten Schweizer Weltcupsieg. Nur hatte Weger für kurze Zeit die Hand an der ersten Schweizer WM-Medaille im Biathlon.
Der Mann aus Geschinen zeigte sich in der Loipe stark verbessert. Die Statistik wies für den 27-Jährigen die sechzehntbeste Laufzeit aus, 1:22 Minuten hinter Fourcade. Im Schiessstand liess sich der Schweizer wie gewohnt viel Zeit. Auf den schnellsten Schützen büsste er 50 Sekunden ein.
Tag der Routiniers
Die Türe für die Aussenseiter stiessen Martin Fourcade und Co. auf, weil sie nicht wunschgemäss trafen. Der Franzose, bereits mit der Nummer 4 gestartet, verfehlte zwei Scheiben, erhielt aber gleichwohl noch Bronze. Gold und Silber gewannen die makellosen Schützen Lowell Bailey aus den USA und Ondrej Moravec aus Tschechien. Die beiden Routiniers sind 35- beziehungsweise 32-jährig.
«Es ist unglaublich. Es ist ein perfekter Tag, der beste Tag meiner Karriere», sagte der erste Biathlon-Weltmeister aus den USA. Bailey ist einer der wenigen Linksschützen. Er debütierte im Weltcup 2002 und zerriss selten grosse Stricke. Der Weltmeister-Titel ist zugleich sein erster Weltcupsieg. Moravec hingegen ist um einiges erfolgreicher: drei Olympia- und fünf WM-Medaillen zieren sein Palmarès.