Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund deuten erste Erkenntnisse auf einen islamistischen Hintergrund der Tat hin. Einer von zwei aus dem islamistischen Spektrum ins Visier genommenen Verdächtigen wurde vorläufig festgenommen.
Obwohl eine abschliessende Bewertung gegenwärtig noch nicht möglich sei, stufte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Tat am Mittwoch als terroristisch ein. Von den beiden Tatverdächtigen seien Wohnungen durchsucht worden, sagte eine Sprecherin. Bei dem vorläufig festgenommenen Mann werde geprüft, ob auch ein Haftbefehl beantragt werde.
Bei den beiden Verdächtigen handelt es sich nach Informationen des «Kölner Stadt-Anzeiger» und des Kölner «Express» um einen 25-jährigen Iraker aus Wuppertal und einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna. Beiden werde eine Nähe zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen. Den Behörden lägen Hinweise vor, vor dass sich mindestens einer der beiden in Tatortnähe aufgehalten haben könnte.
Sprengsätze mit Metallstiften bestückt
Kurz vor dem Champions-League-Spiel gegen die AS Monaco waren am Dienstagabend drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses von Borussia Dortmund explodiert, als dieser vom Hotel im Dortmunder Stadtteil Höchsten zum Stadion losfuhr. Dabei wurden der Innenverteidiger Marc Bartra und ein Polizist verletzt.
Bartra musste nach einem Bruch der Speiche operiert werden. Am Mittwoch ging es ihm nach eigenen Angaben «deutlich besser». Der auf einem Begleitmotorrad neben dem Bus fahrende Polizist erlitt ein Knalltrauma und einen Schock.
Die Sprengsätze waren laut Angaben der Bundesanwaltschaft mit Metallstiften bestückt und hatten eine Sprengwirkung von mehr als hundert Metern. Einer der Metallstifte habe sich in die Kopfstütze eines Bussitzes gebohrt. «Wir können daher von Glück sagen, dass nichts Schlimmeres passiert ist», sagte die Sprecherin.
Drei Bekennerschreiben
Laut der Bundesanwaltschaft lagen im Bereich des Anschlagorts drei Bekennerschreiben. Diesen zufolge sei ein islamistischer Hintergrund des Anschlags «möglich».
In den textgleichen Schreiben werde unter anderem der Abzug von Tornado-Kampfjets aus Syrien und die Schliessung der US-Luftwaffenbasis Ramstein gefordert. Die Bekennerschreiben würden nun insbesondere unter islamwissenschaftlichen Gesichtspunkten ausgewertet, sagte die Sprecherin.
Sowohl ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière als auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger nannten es nach den Erfahrungen mit früheren Anschlägen ungewöhnlich, dass in Tatortnähe Bekennerschreiben gefunden wurden. Jäger sprach vor Journalisten davon, die Attentäter wollten «eine grösstmögliche Öffentlichkeit» erzielen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Täter weitere Anschläge verüben wollten.
Unzählige Unterstützungsbekundungen
Kanzlerin Angela Merkel drückte laut Regierungssprecher Steffen Seibert dem Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, in einem Telefonat ihre Solidarität aus. «Das ist eine widerwärtige Tat», sagte Seibert.
De Maizière wollte stellvertretend für die Regierung das auf Mittwochabend verschobene nachgeholte Spiel gegen Monaco im Stadion verfolgen. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kündigte ihren Besuch der Begegnung an.
Borussia Dortmund bekam unzählige Unterstützungsbekundungen. Schalke 04, der grosse Rivale aus dem Ruhrgebiet, schrieb etwa bei Twitter: «In solchen Momenten hält man im Revier fest zusammen.»
Beim Dortmunder Nachholspiel wie wie auch beim ebenfalls am Mittwochabend stattfindenden Spiel des FC Bayern München gegen Real Madrid in München sollte die Polizeipräsenz deutlich ausgeweitet werden.