Eine Woche nach dem Feuer an Bord der Autofähre «Norman Atlantic» in der Adria laufen die Ermittlungen über die Brandursache auf Hochtouren. Die Ermittler im süditalienischen Brindisi vermuten, dass ein Kurzschluss die Katastrophe mit 13 Toten ausgelöst hat.
Der Kurzschluss sei voraussichtlich durch die grosse Anzahl von Lastwagen mit Kühlanlage verursacht worden, die sich an die Stromleitungen der Fähre angeschlossen hatten. An Bord befanden sich nach Angaben der Behörden 60 Lastwagen, deutlich mehr als üblich. Viele waren mit Fisch für Silvester beladen.
Das Innere des Schiffs, das seit Freitag im Hafen von Brindisi liegt, war weiterhin wegen der vorherrschenden Hitze für die Rettungskräfte nicht voll zugänglich, wie der Vize-Staatsanwalt von Bari, Ettore Cardinali, berichtete. «Die ‹Norman Atlantic› ist wie ein inaktiver Vulkan, es gibt zwar kein Feuer mehr, aber noch viel Rauch», meinte der Staatsanwalt.
Bei dem Unglück kamen elf Passagiere sowie zwei Rettungskräfte ums Leben. Allerdings werden noch etwa 15 Personen vermisst, darunter neun Griechen und ein sizilianischer Lastwagenfahrer.
Obduktion am Montag
Die meisten Toten und Vermissten sollen das Schiff mit einem Rettungsboot verlassen haben. Einige Menschen an Bord des Bootes hatten mit Angehörigen telefoniert und ihnen mitgeteilt, dass sie wohlauf seien.
Nicht ausgeschlossen wird, dass sie von einer hohen Welle weggerissen wurden. Die Staatsanwaltschaft will jetzt klären, warum die Schaluppe trotz des hohen Wellengangs heruntergelassen wurde.
Neun der elf Toten konnten identifiziert werden. Am Montag sollen die Leichen obduziert werden. Keine weist Verbrennungen auf.
Die Fähre war vor einer Woche auf dem Weg vom griechischen Patras zum italienischen Hafen Ancona nahe der griechischen Insel Korfu in Brand geraten. Wegen des schlechten Wetters gelang es erst nach eineinhalb Tagen, die letzten Menschen von Bord zu holen. Am Freitag wurde das ausgebrannte Schiff in den süditalienischen Hafen Brindisi geschleppt.