Feuerpause und Evakuierung Ost-Aleppos nach Aufgabe der Rebellen

Nach jahrelangen Kämpfen und einer monatelangen Blockade durch Regierungstruppen haben die Rebellen in Aleppo ihren Widerstand aufgegeben. Die Konfliktparteien vereinbarten eine Feuerpause. Ab Dienstagabend sollte die Zivilbevölkerung in Sicherheit gebracht werden.

Syrische Einheiten in den von ihnen zerstörten und eroberten Strassen Ost-Aleppos (Bild: sda)

Nach jahrelangen Kämpfen und einer monatelangen Blockade durch Regierungstruppen haben die Rebellen in Aleppo ihren Widerstand aufgegeben. Die Konfliktparteien vereinbarten eine Feuerpause. Ab Dienstagabend sollte die Zivilbevölkerung in Sicherheit gebracht werden.

Ein Vertreter des syrischen Militärs bestätigte am frühen Abend, dass für Aleppo eine Feuerpause vereinbart wurde. Die Rebellen würden ab Mittwoch um 4.00 Uhr MEZ das von ihnen zuletzt noch gehaltene Gebiet im Osten der Grossstadt räumen, sagte er gemäss der Nachrichtenagentur Reuters.

In New York teilte der russische UNO-Gesandte Witali Tschurkin mit, es sei eine Feuerpause vereinbart worden. «Die Abmachung ist, dass die Kämpfer die Stadt verlassen», sagte Tschurkin.

Die eingeschlossenen Zivilisten könnten in Sicherheit gebracht werden. Die Rebellen würden sich in andere syrische Gebiete unter Kontrolle der Aufständischen zurückziehen.

Russland und Türkei als Vermittler

Nach Angaben der wichtigsten Aufständischen-Gruppe sollte Aleppos ehemaliges Rebellengebiet vollständig evakuiert werden. Jeder werde Ost-Aleppo noch in der Nacht verlassen, teilte ein Sprecher der Gruppe Ahrar al-Scham am Dienstag mit.

Die ersten Busse sollte bereits am Abend zum Einsatz kommen. Unklar war, ob sie die Menschen in die von Regierungstruppen kontrollierten Gebiete im Westen Aleppos bringen würden oder in die von Rebellen kontrollierte Provinz Idlib, südlich von Aleppo. Bewohner berichteten, die Kämpfe seien unterbrochen worden.

Die Evakuierung der belagerten Viertel Ost-Aleppos sei unter Vermittlung Russlands und der Türkei zustande gekommen, teilte die Rebellengruppe Nurredin al-Sinki am Dienstag mit.

Zunächst sollten Zivilisten und Verletzte aus der Stadt gebracht werden. Anschliessend könnten Kämpfer mit leichten Waffen die Stadt verlassen. Alle könnten entscheiden, ob sie in Gebiete unter Kontrolle der Rebellen im Westen der Provinz Aleppo oder in der Nachbarprovinz Idlib wollten.

Massenhinrichtungen

Gemäss Hilfsorganisationen waren noch etwa 100’000 Menschen im Osten Aleppos eingeschlossen. Die UNO-Botschafterin der USA, Samantha Power, forderte internationale Beobachter, die die Evakuierung überwachen sollten.

Den syrischen Regierungskräften war es in den vergangenen Tagen mit der massiven Unterstützung der russischen Luftwaffe sowie schiitischer Milizen aus dem Libanon, Iran, Irak und Afghanistan gelungen, die seit 2012 von den Rebellen gehaltenen Viertel im Ostteil Aleppos fast vollständig zurückzuerobern.

Die Einnahme der Grossstadt, die vor dem Bürgerkrieg das Wirtschaftszentrum des Landes war, ist ein militärischer Erfolg für Machthaber Baschar al-Assad.

Kurz vor der Einigung auf eine Feuerpause informierte die UNO über ihr vorliegende Berichte, wonach Soldaten von Präsident Assad und verbündete Milizen mindestens 82 Zivilisten während der Vorstösse ins Rebellengebiet getötet hätten.

Darunter seien elf Frauen und 13 Kinder, sagte der Sprecher des UNO-Büros für Menschenrechte, Rupert Colville, in Genf. Demnach wurden Menschen in ihren Wohnungen oder auf der Flucht auf der Strasse erschossen. Colville warnte vor Vergeltungsakten der Regierungstruppen und Milizionäre an Zivilisten.

«Nie gesehene Bombardierungen»

Nach der Einigung zwischen Rebellen und der syrischen Regierung für Ost-Aleppo rief UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Solidarität mit der Zivilbevölkerung auf. «Wir alle haben die Menschen in Syrien bislang kollektiv hängenlassen», sagte Ban bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats am Dienstag in New York.

Als erstes müsse das «Blutbad» in der Stadt sofort aufhören. Es gebe Berichte über «so bisher nie gesehene Bombardierungen», Hinrichtungen und Zehntausende Vertriebene. Alle Kriegsparteien rief Ban auf, den verbleibenden Zivilisten den Abzug aus der Stadt zu ermöglichen und humanitäre Hilfe hineinzulassen.

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