Fidel Castro hat seine letzte Reise angetreten: Die Urne mit den sterblichen Überresten des kubanischen Revolutionsführers ist auf dem Weg in die Stadt Santiago de Cuba im Osten des Karibikstaates.
Im Beisein von Regierungsmitgliedern, Vertretern der Kommunistischen Partei und der Witwe Castros, Dalia Soto del Valle, setzte sich am Mittwoch in der Hauptstadt Havanna ein Trauerzug in Bewegung, der am Wochenende in Santiago eintreffen soll.
Hunderttausende Kubaner schwenkten Fahnen, als der Konvoi aus sieben Wagen durch die Strassen Havannas fuhr. Die Urne mit Castros Asche ist in eine kubanische Flagge gehüllt und von weissen Blumen umrahmt. Mit der Abfahrt des Konvois endeten in Havanna die grossen Feierlichkeiten für den Revolutionsführer, der am Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben war.
Symbolträchtige Reise
Der Trauerzug von Havanna ins 950 Kilometer entfernte Santiago de Cuba hat hohe symbolische Bedeutung. Anfang Januar 1959 war Fidel Castro mit der «Karawane der Freiheit» in umgekehrter Richtung gezogen, als Diktator Fulgencio Batista angesichts der Erfolge der Revolutionäre aus dem Land geflüchtet war. Der Trauerkonvoi legt in den nächsten Tagen unterwegs mehrere Zwischenstopps ein.
Die Beisetzung der sterblichen Überreste Fidel Castros auf dem Friedhof Santa Ifigenia in Santiago ist für Sonntag geplant. Castro soll seine letzte Ruhestätte neben dem Mausoleum des Unabhängigkeitshelden José Martí finden. Castros Bruder Raúl, der seit dem Jahr 2006 an der Spitze des Staates steht, hatte wegen des Todes des Revolutionsführers eine neuntägige Staatstrauer ausgerufen.
Letzte Ehre für Fidel
Am Dienstagabend (Ortszeit) gab es auf dem Revolutionsplatz in Havanna eine letzte Grosskundgebung für Fidel Castro, an der erneut hunderttausende Kubaner teilnahmen. Auch mehrere Staats- und Regierungschefs, ehemalige Präsidenten und Würdenträger aus aller Welt gaben dem Verstorbenen die letzte Ehre.
Die Menge rief Parolen wie «Lang lebe die Revolution!». Ecuadors linksgerichteter Präsident Rafael Correa versprach in seiner Trauerrede, das Erbe Castros hochzuhalten. «Wir werden weiter für diese Ideen kämpfen, das schwören wir!»
Südafrikas Präsident Jacob Zuma würdigte Castro in seiner Rede als «einen der grossen Helden des 21. Jahrhunderts». Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro sagte, Fidel Castro habe sich als «unbesiegbar» erwiesen. Boliviens Staatschef Evo Morales sagte, auf «tausend Arten» sei versucht worden, den Revolutionsführer umzubringen, aber «mehr als zehn US-Präsidenten haben es nicht geschafft».
Die USA schickten keine offizielle Delegation nach Kuba. Lediglich der designierte Botschafter Jeffrey DeLaurentis und der nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes vertraten die Vereinigten Staaten.
Zum Auftakt der Feierlichkeiten hatte eine Schauspielerin den «Triumphmarsch des Rebellenheers» rezitiert. Die Hymne erinnert an die Guerilleros, die 1959 unter Castros Führung Diktator Batista gestürzt hatten.
Held oder Unterdrücker
Castro hatte auf dem Platz der Revolution zu Lebzeiten Ansprachen vor mehr als einer Million Menschen gehalten. Er war am Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben.
Für die einen war der Anführer der Revolution von 1959, der das Land 47 Jahre eisern regierte, ein Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit, für ein vorbildliches Bildungs- und Gesundheitssystem. Für die anderen war er ein Unterdrücker, der Millionen Kubanern das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben nahm.
2006 hatte er sich zurückgezogen, sein Bruder Raúl übernahm die Führung des Landes und leitete einen vorsichtigen Öffnungsprozess ein, der im historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama gipfelte, beide Staaten nahmen unter anderem wieder einen direkten Post- und Fährverkehr auf, US-Unternehmen wittern grosse Chancen, gerade im Tourismussektor.