Nach dem Bombenanschlag auf eine Berufsschule im süditalienischen Brindisi haben die Ermittler einen Verdächtigen im Visier. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Racheakt eines möglicherweise psychisch gestörten Einzeltäters aus.
Aus Justizkreisen in Brindisi wurde bekannt, dass der Mann bisher nicht verhaftet worden sei. Noch werde sein Alibi überprüft. Italienische Medien vermeldeten, der Verdächtige sei von den Staatsanwälten vernommen worden. Die Polizei habe seinen Bruder lang befragt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.
Der mutmassliche Täter soll mit Hilfe von Aufnahmen einer Videoanlagen unweit der Schule identifiziert worden sein. Diese wurden am Montag in italienischen Zeitungen veröffentlicht. Sie zeigen verschwommen einen rund 50-jährigen Mann mit zurückgekämmtem Haar in dunkler Jacke, heller Hose und Sportschuhen.
Verräterische Verletzung
Auf den Videos ist zu sehen, wie der Mann die Ankunft eines Schulbusses vor der Morvillo-Falcone-Berufsschule beobachtet, danach auf ein Handy oder eine Fernbedienung drückt und damit den aus Gasflaschen gebastelten Sprengsatz auslöst. Erkannt wurde der Verdächtige offenbar wegen einer verletzten Hand.
Nach Informationen der Zeitung „Repubblica“ vernahmen die Ermittler in der Nacht zum Montag einen Gasflaschenhändler, den sie im Verdacht haben, dem Täter geholfen zu haben.
Wie die Zeitung „Sole 24 Ore“ am Montag auf ihrer Internetseite berichtete, ermitteln die Beamten auch im Pädophilen-Milieu. Das Motiv könnte „mörderische Rache an minderjährigen Mädchen sein, deren einziges Verschulden es war, die Nachstellungen eines reifen Mannes zurückzuweisen,“ schrieb das Blatt.
Erste Vermutungen, die örtliche Mafia könnte ihre Hand im Spiel haben, erhärteten sich nicht.
Abschied von Opfer
Beim Anschlag am Samstagmorgen war eine 16-jährige Schülerin getötet worden, fünf weitere überlebten schwer verletzt. Sie seien auf dem Weg der Besserung, berichtete der Fernsehsender RAI. Auch das am schwersten verletzte Mädchen sei wieder bei Bewusstsein.
Das Todesopfer wurde am Montag in Mesagne bei Brindisi begraben. An der Trauerzeremonie nahm auch der italienische Regierungschef Mario Monti teil. Er war deswegen frühzeitig vom NATO-Gipfel in Chicago zurückgereist.