Der Weltverband FIFA droht dem Schweizerischen Fussballverband mit einer schweren Sanktion. Wird der Fall Sion nicht bis 13. Januar im Sinne der FIFA gelöst, wird der SFV bis auf Weiteres suspendiert.
Der Schweizerische Fussballverband und sein Präsident Peter Gilliéron vernahmen die unerfreuliche Kunde am Samstag vom Kongress der FIFA im fernen Tokio. Die FIFA verlangt explizit, dass sämtliche Partien des FC Sion, in denen einer oder mehrere der sechs neuverpflichteten Spieler eingesetzt wurden, mit Forfait-Niederlagen gewertet werden.
Sollte die angedrohte Sperre gegen SFV ab dem 14. Januar Tatsache werden, entstünde nicht nur für die Nationalmannschaft und die weiteren Auswahl-Teams des SFV ein Schaden, sondern auch für jeden einzelnen Klub, der sich mit ausländischen Vereinen messen möchte.
Unmittelbar bedroht wären beispielsweise die für den 22. Februar und den 13. März geplanten Auftritte des FC Basel in der Champions League gegen Bayern München. In einer ersten Reaktion sprach Bernhard Heusler, Vizepräsident des FCB, von einer „unangenehmen Situation“, in die sein Verein ohne eigenes Verschulden geraten sei. Heusler brauchte den Vergleich mit einem Autopassagier, der keinen Einfluss auf die Fahrt nehmen könne und das erste Unfallopfer werde. Der FC Basel dürfte wie alle übrigen Schweizer Klubs während der Suspension auch keine Freundschafts- und Testspiele gegen ausländische Mannschaften bestreiten. Für die Nationalmannschaft wäre zuerst das auf den 29. Februar angesetzte Länderspiel gegen Argentinien betroffen.
An einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz im Haus des Fussballs in Muri bei Bern konnte Präsident Peter Gilliéron noch nicht definitiv aufzeigen, wie der SFV nun vorgehen werde. Gilliéron hält es aber für unrealistisch, dass Sion nun doch mit Forfait-Niederlagen bestraft werde. Eher komme ein Punkte-Abzug in Frage. Gilliéron glaubt, dass der Wille der FIFA damit möglicherweise erfüllt werden könnte. Dieser Ansicht ist auch Robert Breiter, Jurist der SFV.
Gilliéron hält es für möglich, dass der SFV vor das internationale Sportgericht CAS in Lausanne gelangen werde, sollte die Suspendierung Tatsache werden. „In jedem Fall werden wir alles daran setzen, die Situation zu bereinigen.“ Es gelte nun, in nächster Zeit die „vielen komplexen juristischen Fragen“ zu klären.
Die Drohung der FIFA belasten das Gewissen von Christian Constantin nicht. Der Präsident von Sion, der am Ursprung der Affäre steht, bläst bereits zum Gegenangriff.
„Ich bin nicht überrascht über den Entscheid. Die FIFA hat viele Fehler gemacht und lässt dafür nun die anderen zahlen“, meinte Constantin. Er plant nun gegen die FIFA-Verantwortlichen Strafanzeige wegen Nötigung einzureichen. Geht es nach dem Walliser Klubchef, muss sich FIFA-Präsident Joseph Blatter demnächst vor einem Staatsanwalt erklären. Die beiden UEFA-Exponenten Michel Platini und Gianni Infantino hatten im Herbst bereits vor einem Schweizer Gericht Rede und Antwort stehen müssen, nachdem Constantin sie verzeigt hatte. Zudem will Constantin bei der nächsten Generalversammlung des Schweizerischen Fussballverbandes beantragen, dass Blatter nicht mehr zur Wahl für das FIFA-Präsidium vorgeschlagen wird.